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Carols Acostas Biografie ist sympathisch, schon allein deshalb, weil er sich der Autor nicht ständig als der Größte und Beste vermarktet. Die Stärke des Buches liegt vielmehr in der Beschreibung der emotionalen Kämpfen, die der Junge aus ärmsten Verhältnissen durchlebt, als ihn seine Karriere immer weiter von seiner Familie entfremdet. Sein Vater, Lastwagenfahrer, hatte Ballett für seinen Sohn als Beruf gewählt, und setzte diese Wahl mit drakonischen Mitteln durch - er prügelte seinen Sohn buchstäblich in die Ballett-Karriere. Nur langsam fügte sich der Junior, der doch viel lieber Fußballspieler werden wollte und bei den Breakdance-Wettbewerben seines Viertels siegreich war, in sein Schicksal. Nach seinen ersten Erfolgen beim Prix de Lausanne und beim Tanzwettbewerb in Paris bricht anlässlich der Krankheit seiner Schwester Berta, noch einmal der Frust über den eingeschlagenen Weg auf: „Du hast die Chance auf eine andere Zukunft. Das wirkliche Verbrechen wäre es, das wegzuwerfen“, sagt sein Vater zu ihm. Der junge Acosta bezahlt diese Chance mit einer grenzenlosen Einsamkeit. Die familiären Konflikte begleiten ihn Zeit seines Lebens. Eine Aussöhnung gibt es erst, als die Familie bei der Uraufführung von Carlos Acostas Erfolgsproduktion „Tocororo. Eine kubanische Geschichte“ (Premiere im Sadler's Wells Theater in London, 2005), in dem er seine Lebensgeschichte tänzerisch darstellte.
Doch sein Weg ist unaufhaltsam. Seine engagierte Ballettlehrerin „Chery“ Romana de Sáa beschließt, dass er das Angebot, mit 17 als Solist beim English National Ballet engagiert zu werden, nicht ausschlagen kann, und sie nimmt das Risiko, das damit verbunden ist, auf sich. Denn Acosta war schließlich bereits beim Nationalen kubanischen Ballett aufgenommen worden, ein Engagement, das für alle Ballettstudenten des Landes die höchste Auszeichnung darstellte. Andererseits wussten alle, dass es bei der Rollenbesetzung junge Begabungen nicht fördert.
Beim English National Ballet macht eine Knöchelverletzung seinem steilen Aufstieg ein jähes Ende und er kehrte wieder nach Kuba und zu seiner Familie zurück. Der Knochensporn sollte immer wieder auftreten und drei Operationen zur Folge haben. Über diese Zeit hilft ihm seine leidenschaftliche Geliebte und Freundin Estefania hinweg.
Nach seiner Genesung nimmt ihn die herrische Alicia Alonso ins Kubanische Nationalballett auf, aber in einer niedrigen Position mit einem Gehalt von 138 Pesos bzw. 1 Dollar im Monat. Acosta muss seinen Stolz schlucken und ihm wenig angenehme Rollen, wie den Alten in Ödipus Rex tanzen.
Aus diesem Schicksal erlöste ihn Ben Stevenson, der ihn zu einer angemessenen Gage zum Houston Ballett holte. 1988 holt ihn das Royal Ballet als ersten Solisten.
Acosta gelingt mit seiner Autobiografie eine flott erzählte Geschichte. Man erfährt in diesem Buch viel über Kuba, über die Welt der Intrigen in den Ballettensembles (obwohl sich Acosta immer mit größter Diskretion darüber äußert). Ausführlicher geht er da schon auf die Sex-Spiele mit Freundinnen oder auf die Stimmung der (kubanischen) Emigranten in London ein.

Carlos Acosta. Kein Weg zurück
Erscheinungsjahr: 2008
ISBN: 978-3-7957-0192-5

 

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