Ein riesiger, roter Oktopus hängt über dem Bühnenraum und beleuchtet das tänzerisch-tierische Treiben. Zur Freude der jungen Zuseher und offensichtlich auch ihrer Begleiter; und zur Freude der Tänzer*innen aus dem Ballett Graz, die in knapp 45 Minuten ihre tänzerische Spiel- und Ausdrucksfreude ausleben können. Und nicht nur das: hatten sechs von ihnen, doch auch die Möglichkeit, die 14 kurzen Szenen choreografisch selbst zu gestalten.
Das kindgerechte Konzept (Dirk Elwert) zur darstellerischen Umsetzung von Camille Saint-Saëns bekanntem Musik-Werk greift schon im liebevoll gestalteten Programmfolder: Einerseits werden die Zuseher anhand eines abgedruckten kleinen Würfel-Spiels, bei dem sie den eingeladenen, feiernden Tieren begegnen, umgehend auf den Weg zum gemeinsamen Fest geschickt. Andererseits erzählt auf einem Tagebuchblatt die Theatermaus zusammengefasst von ihrem ganz persönlichen, großen Erlebnis bei diesem Karneval; denn auch sie, die doch gar nicht tanzen könne, war eingeladen.
Genaueres erfährt man dann während des Karneval-Trubels, den sie, die Maus (Ann-Kathrin Adam), in Form einer Art Rahmenhandlung gleichermaßen anleitend kommentierend wie charmant unterhaltsam erzählerisch wie letztlich auch vorsichtig-mutig tänzerisch begleitet.
Dass es nicht einfach sein könnte, einen Schwan, einen Esel oder gar eine Schildkröte zum Tanzen zu bringen, ist im Grunde gut vorstellbar; und das mussten offensichtlich auch die jeweiligen Choreographen erfahren – schlugen sich aber durchaus gut. Dem jungen Publikum angepasst versuchten sie, ein dem Tier entsprechendes Bewegungs-Repertoire zu kreieren, also Bewegungen, Tänze der sehr unterschiedlichen Art. Besonders kreativ gelang es Diego del Rey mit seiner Schildkröte, die er von zwei Tänzern gemeinsam entwickeln ließ.
Als Tänzer wiederum überzeugte er selbst in Savanna Haberlands Känguru. Ebenso witzig-köstlich wie greifbar der Pinguin von Philipp Imbach, interpretiert von ihm selbst. Sowohl die langbeinigen, sprungmächtigen Gazellen wie den störrischen Esel konnte Mireia González-Fernández in all ihrer Unterschiedlichkeit sehr überzeugend in Bewegungsbilder umsetzen. Nicht allzu schwierig vielleicht, mimisch-gestisch Affen tanzen zu lassen – und doch gelang dies Leonardo Germani besonders spaßig. Einen in seinen Bewegungen so gar nicht erwartbar-gängigen, sondern besonders zarten Schwan zauberte Thibaut Lucas Nury auf die Bühne. Geradezu klassisch majestätisch die Eröffnungsszene der Löwen.
Das von allen getanzte Finale hatte, bei aller gezeigten Buntheit und Tanzfreude, leider nicht die strukturierte, die dynamische Kraft, die wünschenswert und erhofft gewesen wäre, um einen mitreißenden, adäquaten abschließenden Höhepunkt dieser netten Produktion zu bieten. Das aufgeregte Geplapper und strahlende Lächeln der Kinder bezeugten aber sehr wohl, dass das Gezeigte beim Zielpublikum gut angekommen ist.
Karneval der Tiere, Bearbeitung für Klavier zu vier Händen von Lucien Garban, Premiere am 17. Juni 2025 an der Grazer Oper, Studiobühne. Weitere Vorstellungen am 24., 25. und 26. Juni