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NurejewsHUnd1In ihrer hinreißenden Geschichte “Nurejews Hund” hat Elke Heidenreich dem Wegbegleiter des Startänzers in dessen letzten Lebensjahren eine poetisches und umsorgtes Leben angedichtet. Doch die Realität war eine andere und diese greift Florian Hurler in seiner gleichnamigen Inszenierung an der Volksoper auf, denn er kannte sowohl den Hund als auch seine Besitzer*innen. 

Auf einer rauschenden Party von Truman Capote nimmt Nurejew den Hund mit, den Gäste dort vergessen hatten. Heidenreichs Oblomow war tatsächlich der Rottweiler Solor, benannt nach dem Helden aus La Bayadère (und nachdem sich herausstellte, dass er weiblichen Geschlechts war, auch gelegentlich Solaria genannt). Erbin des Hundes ist nicht die treu sorgende Piroshkowa aus dem Buch, sondern die harsche und gestrenge Marika Besobrasowa, eine der renommiertesten Ballettpädagoginnen, wie Nurejew Verteidigerin der klassischen russischen Schule in ihrer Ballett-Akademie in Monte Carlo.NurejewsHUnd1a

Die Geschichte des tolpatschigen Gefährten, der sich zum ambitionierten Tänzer wandelt, wird in Hurlers Regie an der Volksoper als Musical erzählt. Peter te Nuyl schrieb das Buch für diese Geschichte aus der Perspektive des Hundes, Karen Kagarlitsky hatte die musikalische Leitung und ergänzte die musikalischen Nummern, unter anderen von Gershwin, Bernstein und Offenbach mit eigenen Kompositionen. Florian Carove überzeugt als nur allzu menschlicher Hund, der Schauspieler Sebastian Wendelin spielt Nurejew, die Sängerin Ursula Pfitzner verkörpert Marika.

NurejewsHUnd2“Unterwerfung” fordert sie von den Tänzer*innen, die sie coram publico abkanzelt – besonders auf Nika (Mila Schmidt) hat sie es abgesehen. Auch ihre Beziehung zu Solor ist problematisch und nachdem er sie gebissen hat, will sie ihn ins Tierheim abschieben. Doch dann beobachtet sie, wie der schwere Hund im Geheimen Schritte, Sprünge und Haltungen aus dem Ballett vollführt. Das bringt die Erinnerung an ihren Freund Nurejew zurück. Sie erkennt seine Hingabe zum Tanz, auch wenn er nie die Perfektion erlangen wird, die sie täglich einfordert. Und damit ändert sich nicht nur ihre Einstellung zu Solor, sondern auch zu ihren Unterrichtsmethoden. Nun spricht sie von einem “Pakt”, den die Tänzer*innen mit ihrer Kunst schließen müssen. “Nurejews Hund” wird damit auch zu einer Plädoyer für eine moderne und aufgeklärte Ballettpädagogik.NurejewsHUnd3

Die moralische Botschaft geht aber auf Kosten der Show, denn insgesamt kommt das “Familienstück mit Musik und Tanz” nur schleppend und schwerfällig über die Rampe. Das Tanzensemble und das engagiert musizierende Volksopernorchester unter der Leitung von Maayan Franco können nur stellenweise die Stimmung heben. Der musikalische Rhythmus wird immer wieder durch weitschweifige Dialoge oder Monologe unterbrochen, der Tanz kann sich auf der verstellten Bühne (Bühnenbild: Christoph Hetzer) nicht entfalten. Heidenreichs Novelle bezaubert auf knapp 50 Seiten. An der Volksoper wird “Nurejews Hund” hingegen zu einer ziemlich langatmigen Geschichte.

“Nurejews Hund”, Premiere am 27. April, gesehene Vorstellung am 2. Mai in der Volksoper Wien. Weitere Vorstellungen in dieser Saison am 11., 19., 22. Mai und 13. Juni

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