10 Jahre InTaKT, das bedeutet unverdrossener Zielstrebigkeit auf zahlreichen Wegen, auf bekannten und unbekannten, auf verschlungenen, holprigen, verzweigten. Aber jedenfalls immer mit dem klaren Ziel eines verstärkten Zueinander und Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Also auf Wegen, die Integration umsetzen und erlebbar machen: Für unmittelbar Betroffene und für einen immer größeren Kreis von Menschen, die, dank kultureller, dank künstlerischer Vermittlung, die Selbstverständlichkeit derartigen Lebens in Gemeinsamkeit und Gleichberechtigung erkennen und die dadurch gegebene Bereicherung schätzen lernen.
Anlässlich des Festival-Jubiläums wurde nicht nur jetzt an fünf Tagen mit einem umfangreichen Programm an verschiedenen Orten gefeiert; es wird auch noch im November und damit ein zweites Mal „inklusive Kunst und Kultur für alle!“ geboten werden. Dass Interesse dafür besteht, beweisen die fast 1200 BesucherInnen bei den 14 Veranstaltungen dieser Tage. Groß ist auch die Bandbreite des Gebotenen, die von Musik über Film, Ausstellung, Theater und Tanz bis zu Gesprächsrunden und diversen Mitmachangeboten reicht; präsentiert von mehr als 50 Künstlern mit und ohne Beeinträchtigungen – für alle von 0 – 99.
So gab es für alle von 0-4 Jahren ein musikalisches Theaterlabor: „GRAVITATION – alles fällt“. Anja M. Wohlfahrt und Kateřina Černá verstanden es innerhalb kürzester Zeit, die quirlige Kleinkinderrunde mit einfachen Materialien und eng und kurz getakteten Aktionen, die auch mit kleinen Wortspielen und Musikalischem vernetzt waren, zum ruhigen Staunen zu bringen. Aber auch ein Mitmachen, Ausprobieren wurde klug und gut geführt eingebaut.
Mit vergleichsweise genau so großen Augen und Ohren erlebten Erwachsene jeden Alters die Berliner Gastspielproduktion „BAUCHGEFÜHL“ von Theater Thikwa & hannsjana. Mit geradezu unerbittlicher Konsequenz wird von dieser integrativen Theatergruppe alles, oder zumindest fast alles vor den Vorhang geholt, was es rund um das Thema anzuführen und zu hinterfragen gibt: Um das Thema Elternschaft von Menschen mit Beeinträchtigung. Und sie umspielen dieses hoch emotionale, heikle bis tiefernste Thema mit einer derartigen Vielfalt von performativen Mitteln, dass es, wenn es nicht so berührend und denkanregend wäre, nur so eine Freud‘ ist.
Ob tänzerisch oder filmisch, ob in Form von Interviews, beinharter Action, Auflistung, Beichten oder mittels Musik: da wird gleichermaßen humorvoll wie analytisch scharf, symbolisch wie ironisch und weitgehend ohne Blatt vor dem Mund Fakten-Check der besonderen Art geliefert.
Wie nah all das an unserer Realität ist, an der mit mangelhaftem Wissen und, oder Einfühlungsvermögen, wurde in der anschließenden Gesprächsrunde mit Betroffenen nur noch bestätigt.
Dass es etwas zu feiern gibt, das zeigte dieses Programm, initiiert von Lina Hölscher (künstlerische Leiterin von InTaKT) und Christoph Kreinbucher-Bekerle (organisatorischer Leiter) bewiesen und wird wohl im November dieses Jahres mit ähnlicher Qualität seine Fortsetzung finden.
10 Jahre InTaKT, 23. bis 27.4.2025, Graz; intakt-festival.at