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svatbaStravinskys radikale Ballettmusik prägte die Tanzentwicklung im 20. Jahrhundert. Zum 125. Geburtstag zollt der Ballettdirektor der Laibacher Oper Irek Mukhamedov dem großen Komponisten Respekt und programmiert einen dreiteiligen Abend mit der hausinternen, choreografischen Nachwuchshoffnung Kristina Aleksova sowie den berühmten Neoklassizisten George Balanchine und Jiri Kylián.

Souverän dirigiert der junge Simon Krecic die vielschichtigen Werke und changiert spielend zwischen den Klangqualitäten der saftigen „Pulcinella“, dem glasklaren „Apollon“, zu den schrill-stampfenden „Les Noces“. Neben Igor Stravinsky, dessen Musik durchgehend das einlöst, was sein progressiv klingender Name verspricht, wirken die Choreografien der Meister des 20. Jahrhunderts überraschend antiquiert. Balanchines Frühwerk „Apollon“ (1928) besticht zwar als tanzhistorisches Dokument, indem es den – damals avantgardistischen – skulpturalen Einsatz von Körperteilen zelebriert. Doch selbst wenn die drei Musen, die um Apollos Gunst wetteifern, ihre gestreckten Beine so in der Luft auffächern, als würde ein Pfau sein Rad schlagen, springt der Funke nicht über.

Frischer wirkt „Les Noces“ (1982) von Jiri Kylián. Aus strenger Spalier- bzw. Quadratformation entwickelt Kylián kraftvolle Gruppenszenen. Unter dem scheinbaren Unisono-Gleichklang der russischen Dorfbevölkerung brodelt die Anarchie, dynamisch und hämmernd. Erzählt wird das düstere Ritual eines jungen Brautpaares vor der Hochzeit. Ihre ornamentalen Armhaltungen, die den eigenen Kopf eckig umrahmen, und die holzschittartigen Bewegungen wirken zeitlos modern. Lediglich der Bretterverschlag mit den tief hängenden Querbalken und die naturfarbenen Kostüme kleben bleiern am Werk.

Entgegen aller Erwartungen avanciert das Appetithäppchen zu Beginn des Abends zu dessen Höhepunkt. Ohne Sentimentalitäten und Geschlechterklischees gestaltet Kristina Aleksova in „Pulcinella“ die Liebesverwicklungen der Commedia dell’arte Figuren als humorvoll, herb und handfest. Lukas Zuschlag beschert sie damit eine Sternstunde. Selten sah man den auf höfliche Prinzenrollen spezialisierten Kärntner so gelöst. Mit Spaß und Leidenschaft stolpert, springt und plumpst er akrobatisch über die Bühne und empfiehlt sich eindringlich als wendiger Charakterdarsteller für die Zukunft.

„Stravinsky“, Premiere am 27. September 2012 an der Oper Ljubljana. Weitere Aufführungen bis 6. Februar 2013. Info & Karten: www.opera.si

Dieser Artikel ist ein Originaltext der Kleinen Zeitung vom 28. September 2012

 

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