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NelkenVon 10. Juli bis 10. August 2025 verwandelt sich Wien in einen riesigen Tanz-Boden, an Vielfalt der Präsentationen und Workshops kaum zu überbieten.9,3 Millionen Euro kostet das größte mitteleuropäische Tanzfestival, 180.000 Besucher*innen und mehr werden dieses Jahr erwartet. 49 Produktionen, 257 Workshops und eine schier unüberschaubare Zahl an Public Moves (kostenlos, in Wien, Klagenfurt, Linz, Salzburg) bilden das nackte Zahlengerüst.

Karl Regensburger, mit dem viel zu früh gegangenen Ismael Ivo Erfinder von Impulstanz, steuert seit vielen Jahren das zum Tanztanker gewordene Impulstanz-Festival. Natürlich wird angesichts der Dimensionen auch die Presse-Präsentation zum Über-Frachter voller Namen, Textmassen, Running Gags. Und nach etwa eineinhalb Stunden und 12 Redner*innen freut man sich umso mehr auf: Tanzen!1PK

Wo? An 18 Spielstätten zwischen Arsenal im Dritten und Odeon im Zweiten Wiener Gemeindebezirk. Wie wohl, dass die „Public Moves auch den Bogen nach Transdanubien und somit weit außerhalb der Dancing Bubbles spannen.

Das Programm umfasst sechs Weltpremieren, 29 Österreichpremieren, drei ImPulsTanz Classics und elf Stücke aus der [8:tension] Young Choreographers’ Series. Das Festival lädt ein zu einer Installation, zwei Ausstellungen, zwei Buchpräsentationen und allabendlich in die ImPulsTanz Festival Lounge im Burgtheater Vestibül sowie am 18. und 19. Juli zu den ImPulsTanz-Party Nights im Arkadenhof des Wiener Rathauses mit Sofi Tukker, Aloe Blacc und anderen mehr. Tickets für das gesamte Programm sind schon seit 11. Juni erhältlich. 

AkramKhanTandem-Eröffnung 10. und 11. Juli

2025 wird die Festivaleröffnung mit einem Doppelpack gefeiert: Am 10. Juli um 19:30 Uhr startet das Dreierprogramm „CLUB AMOUR“ von Tanztheater Wuppertal Pina Bausch + Terrain Boris Charmatz, in dem Bauschs legendäres „Café Müller“ auf der Bühne des Burgtheaters in Dialog mit zwei frühen Werken von Charmatz tritt – bevor wenige Tage später das vielleicht ikonischste Bausch-Stück als Neuinszenierung zurückkehrt: „Nelken. Ein Stück von Bausch“. Tags darauf, am 11. Juli, geht es ab 21:00 Uhr open-air auf großer Bühne im Hof des Museumsquartiers weiter mit Amala Dianors energiegeladenem Stück „LEVEL UP“, das auch im Volkstheater als Bühnenfassung „DUB“ zu sehen ist. Wehmütig zeigte sich Charmatz bei einer Videoeinspielung zur Programmpräsentation: es ist seine letzte Impulstanz-Arbeit als Wuppertal-Leiter: „Die Spielzeit in Wien ist immer eine gute Spielzeit!“

Im Burgtheater inszenieren Sasha Waltz & Guests ihre Auseinandersetzung mit „In C“, dem bahnbrechenden Werk von Terry Riley, begleitet von Live-Musik von The Young Gods. Auch die Akram Khan Company kehrt hierher zurück: In „Thikra: Night of Remembering“ verbindet Starchoreograf Khan die Tradition des indischen Bharatanatyam-Tanzes mit zeitgenössischen Rhythmen und Gesten. François Chaignaud, Nina Laisné und Nadia Larcher verbinden indigene argentinische Tänze mit europäischem Barock in der Weltpremiere von „Último Helecho“, die das Programm im Volkstheater eröffnet. Ebenfalls dort lässt Kyoung Shin Kim sein Ensemble Unplugged Bodies in „Homo Faber – The Origin“ Schöpfer spielen und treibt sie in die Tiefen der modernen Serienproduktion. 2023 wurde das TAO Dance Theater mit dem Silbernen Löwen der Biennale von Venedig ausgezeichnet, nun präsentiert die Gruppe um Tao Ye vier Stücke aus ihrer „Numerical Series“ im Volkstheater.

Getanzt wird auf den kleinen und den größten Bühnen Wiens

„Thrice“ bringt drei Werke des international gefeierten Choreografen Damien Jalet – mit Star-Saxophonist Bendik Giske am Premierenabend auf derselben Bühne – und die Cie. Marie Chouinard zeigt mit „Magnificat & BodyremixRemix“ zwei Choreografien zu Johann Sebastian Bach. DamienJalet

Im Akademietheater lädt die Cie. Mette Ingvartsen zu einem ekstatischen Rave in einer „Delirious Night“ ein. Für „Come Back Again“ bittet Doris Uhlich die 82-jährige Susanne Kirnbauer-Bundy, ehemalige Primaballerina der Wiener Staatsoper, zum Tanz. Alexander Vantournhout/Not Standing verweist im Duett „every_body“ mit Emmi Väisänen auf das Außergewöhnliche jedes Menschen. 

Anne Teresa De Keersmaeker, in jüngerer Zeit mit Führungsdefiziten und Autoritätsvorwürfen konfrontiert, erkundet die zeitlosen Chansons von Jacques Brel im Duett mit Rosas-Tänzerin Solal Mariotte in „BREL“. Die vielschichtigen Spannungen des Pas de deux, erlebbar auch in Meg Stuarts und Francisco Camachos „steal you for a moment“ im Schauspielhaus. Lenio Kaklea widmet dort ihr Solo „Untitled (Figures)“ all den queeren Künstlern, die ihr am Herzen liegen, und Luca Bonamore setzt gemeinsam mit Roland Horváth seine tänzerische Recherche zum Thema Cruising in „LAMENTATIONS“ fort. 

Pasolini und Gramsci inspirierten

5ChrisHaringDen Auftakt im Odeon macht Sergiu Matis mit seinem Gruppenstück „Earth Works“ – dem Versuch, Trauer und Widerstand gegen die fortschreitende Zerstörung unseres Planeten erfahrbar zu machen. Es folgt das von Pier Paolo Pasolini und Antonio Gramsci inspirierte Solo „Work Body“ des Nestroy-Preisträgers Michael Turinsky. Die Cie. Eva-Maria Schaller tanzt in „Walzerwut“ zu den größten Hits von Johann Strauss – live begleitet von Komponist Wolfgang Mitterer. Akemi Takeya reist mit einem achtköpfigen Ensemble zur Live-Musik von Martin Siewert in die Zukunft zum Planeten „Ayviss“, und die ivorische Ausnahmeperformerin Nadia Beugré kehrt in „Épique!“ in das mittlerweile zerfallende Dorf ihrer Kindheit zurück. 

Ebenfalls zurück im Odeon ist Elisabeth Bakambamba Tambwes ImPulsTanz-Klassiker „Beyond The Overflow“, der dem verliebten Subjekt nach Roland Barthes gewidmet ist. In der neuen Staatsopern-Spielstätte NEST zeigt Tambwe zudem die Weltpremiere „SelFist“ – ein schwindelerregender Abstieg in die Unschärfe unseres Selbst. 

Mit „deep dish“ holen Chris Harings Liquid Loft das vor 12 Jahren entstandene und in unserer nervösen Genussgesellschaft wohl aktueller denn je erscheinende Vanitas-Symbol als Klassiker zurück. Michiel Vandevelde/BODHI PROJECT Dance Company zeigen zu den Klängen der Komponistin Caroline Shaw und der lyrischen Dichterin Lingua Ignota „to the hands“. Tiran Willemses kraftvoll-melancholisches Solo „blackmilk“ ist in einer Neubearbeitung erstmals in Österreich zu sehen. 

„Kunst ist ein Verbrechen“

Festivalliebling Ivo Dimchev lädt in „Crime Buddy“ alle dazu ein, ein Verbrechen mit Stil zu begehen, denn: „Kunst ist ein Verbrechen. Ich weigere mich, es allein zu begehen.“ Außerdem stehen die Österreichpremieren von Joe Alegado and Guests und Alleyne Dance im Arsenal, Laurent Goldring & Wagner Schwartz und Ola Maciejewska im mumok sowie die Weltpremiere von Yosi Wanunu & Peter Stamer/toxic dreams im Volkstheater Dunkelkammer auf dem Programm. 4Schaller

Zehn Jahre nach der Hommage an den Ausnahmekünstler Ko Murobushi im Odeon erwarten Butohisten dort erneut tiefgreifende Einblicke in sein Werk. Christopher Matthews zelebriert mit seiner Lichtinstallation „field of dreams“ das Nachtleben und die queere Kultur im Raum D des Museumsquartiers. Im Rahmen der [8:tension] Young Choreographers’ Series spüren elf sehr persönliche Arbeiten nach, wie sich gesellschaftliche Umbrüche, soziale Interaktionen und neue Kommunikationsformen in die Erinnerungen unserer Körper einschreiben. Auf Matteo Haitzmann folgen unter anderem Martina De Dominicis, Marika Peura, Productions Xx und Gui B.B. Und am 31. Juli feiert die [8:tension] Party „Intimate Realness“ mit DJ Noushin und ZEBRA KATZ am DJ-Pult mit dem Publikum in der Roten Bar.

„Workshops – Mother of the Festival“

6PublicMovesImpuls-Dirigent Karl Regensburger macht aus seiner Liebe zu dem lebendigsten Teil des Impuls-Festivals kein Geheimnis. 257 Workshops, 14 Forschungsprojekte, 14 Kinder-Workshops gemeinsam mit dem Dschungel Wien-Theaterhaus für junges Publikum sowie acht Gratis-Kinderklassen sorgen für Bewegung. 

Namedropping aus der Dozent*innenliste wäre fatal, weil fast unendlich.

Und jetzt bitte: endlich tanzen!

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