Pin It

Circa1Nach ihrem fulminanten Auftritt in zu Beethovens Neunter mit dem Tonkünstlerorchester Niederösterreich (tanz.at berichtete), kehrte der australische Circa Contemporary Circus mit seiner jüngsten Produktion zurück ins Festspielhaus St. Pölten und schenkte dem Publikum erneut ein Stück Glückseligkeit. Einerseits mit risikoreichen Stunts, andererseits mit einer klugen Choreografie vom künstlerischen Leiter Yaron Lifschitz. Was Surfer auf den Meereswellen vollbringen, übersetzen diese Ausnahme-Artist*innen in Bewegungskaskaden auf hartem Boden.

Sie bilden Menschenpyramiden, landen aus beachtlicher Fallhöhe in Vorwärtsrollen oder Rückwärtssalti. Sie balancieren auf den Händen, auf dem Kopf, auf der Brust, auf dem Rücken eines Partners, einer Partnerin, in vertikaler oder in horizontaler Position. Sie verschränken sich ineinander und bilden gar eigenartige Kreaturen. Und dann gibt es auch ganz poetische Momente, bei einem Akt auf dem Seil, einem weiteren auf Ringen, wenn die Konzentration ganz auf einen Solisten, eine Solistin gerichtet ist. Circa12

Doch meistens agieren sie als Kollektiv. Sie tanzen und fliegen durch die Luft, um in den sicheren Armen der Kolleg*innen zu landen, wobei sowohl Frauen als auch Männer als „Lastenträger*innen“ und agile Akrobat*innen agieren.

Wenn sie mit atemberaubernder Geschwindigkeit einzeln akrobatisch über die Bühne turnen, erwecken sie den Eindruck, dass nicht zehn, sondern unzählig viele Performer*innen auf der Bühne agieren. 

Circa9Und sie demonstrieren dabei, dass ihre Kunst ganz auf Kontrolle und gegenseitigem Vertrauen beruht. Das wäre eine schöne Metapher für eine perfekte Welt der Humans 2.0, in der man sich ganz auf den Anderen, die Andere verlassen kann. Doch die gibt es bekanntlich nicht und Yaron Lifschitz ist weit davon entfernt, uns in romantischer Sicherheit wiegen zu wollen. Daher baut er auch die eine oder andere Gemeinheiten ein, wenn ein Kollege seine Arme senkt, in dem Moment, als ein anderer angeflogen kommt. Dieser landet dann halt hart auf dem Boden – autsch! Circa Kelly3

Freilich gibt es auch unbeabsichtigte Pannen, denn scheitern ist Teil dieser waghalsigen Unterfangen. Sicher bekommen wir nur einen Bruchteil davon mit, denn da gibt es immer einen Plan B, um den Fluss der Performance weiter zu treiben.

Circa StemplerDie Geschichten des Circa Contemporary Circus entstehen aus dem Körper und der Bewegung. Die Bühnen-Inszenierung ist auf einige Lichtstimmungen reduziert (Paul Jackson), die Kostüme von Libby McDonnell sind schnörkellos und zweckmäßig. Der Soundtrack des israelischen Techno-Komponisten und Musikers unterstützt das Bühnengeschehen ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Das Resultat all dessen ist rundum großartig und beglückend!

Yaron Lifschitz. Circa Contemporary Circus: “Humans 2.0” am 2. März 2024 im Festspielhaus St. Pölten

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.