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Offspring.productions, Dschungel Wien, 03.03. & 04.03.2010

„Offspring“ heißt die Schiene, auf der Szene bunte Wähne Vorträge, Diskussionen und Workshops anbietet. Die „Offspring.prductions“ zeigen die weitergearbeiteten Stückentwürfe der jungen Choreografinnen und Choreografen, die im Vorjahr im „Offspring.contest“ gewonnen haben. Zugleich findet ein neuer Contest statt, bei dem sich junge KünstlerInnen (bis 30 Jahre) vorstellen und von internationalen Coaches Rat holen können.


„Eine Jacke ist eine Jacke ist eine Jacke“ nennt das junge, durchwegs weibliche Ensemble Co.Inc.Idance aus Wien die heitere Abhandlung über Kleider, Hüte, Hosen, Strümpfe, das Outfit eben. Die Schülerinnen am Konservatorium Wien Privatuniversität haben sich von Milli Bitterli leiten lassen und mit Elan und Einsatzfreude eine bunte Revue zusammengestellt, in der jede der fünf jungen Frauen ihre Ideen zu den Kleidern, die die Leute machen, und ihre tänzerischen Stärken präsentieren konnte. Wirklich auseinandergesetzt mit den Themen rund um Shoppen und Schönheit, dem Zwang zu Markenware und dem Stellenwert des äußeren Scheins, haben sich Waltraud Banner, Christina Huber, Eva Kreuzer, Stefanie Sternig und Ning Teng allerdings nicht. So gerieten die mit Textpassagen und schmissiger Musik aufgelockerte Show eher zum fröhlichen Musical. Die kurze Wettbewerbsvorstellung im Vorjahr hatte mehr versprochen, als die Zerdehnung einer einzigen Idee auf 45 Minuten, auch wenn diese durch die Energie und Spielfreude der Beteiligten recht kurzweilig waren. Ein roter Faden und eine konzisere Dramaturgie hätten die Vorstellung zu einem richtigen Stück gemacht.
Weniger anregend dehnte sich die Performance von Tobias Draeger und Karla Zimmermann, die sich in „Raumfrei“ mit der Kommunikation im virtuellen Raum beschäftigten. Dabei blieben die gewiss tiefen Gedanken der beiden, die von Joke Laureyns gecoacht worden sind, eher im Kopf stecken und verführten das Paar zu einem recht platten Pathos. Draeger hat seine Liebe zum Tanz entdeckt, als er vor zwei Jahren Joke Laureyns und ihr Ensemble kabinet.k. kennenlernte. Kabinet.k war auch beim vorjährigen Contest in der Jury und vergab einen Anerkennungspreis (in Form eines Meisterkurses) an das Paar. Karla Zimmermann hat an der Palucca Schule Dresden studiert und auch am Konservatorium Wien Privatuniversität. Ihr Interesse gilt dem Austausch von urbanen Tanzformen und zeitgenössischem Tanz. Im Stück aber galt das Interesse vor allem zehn eigens konstruierten Leuchtkästen, die -  als Computer die vernetzte aber körperlose Welt darstellend - aufgetürmt und abgebaut, herumgetragen und geschoben wurden und mitunter Tänzerin und Tänzer in ein magisches Licht tauchten. Der rote Faden könnte auch in einem Romantikschmöker gelegen haben. Er und sie wollen zueinander, sind aber weit entfernt, trauen sich nicht, sind blind für die wahren Werte, laufen hintereinander her, ohne den anderen wirklich zu erreichen. Doch das Ende ist happy, die Lichtkästen werden ausgeschaltet, Mund und Hände treffen einander. Auch hier fehlt es an einer genauen Dramaturgie. Die durch ungezählte Diskussionen und Essays sattsam bekannte Tatsache der Diskrepanz zwischen virtueller und realer Welt, steht als Inhalt quasi ohne Form im freien Raum. Die Zurückhaltung der Coaches (Bitterli und Laureyns) ist einerseits lobenswert, sie sollen ja nur die Richtung weisen, ein Geländer geben, damit die angehenden Künstlerinnen und Künstler nicht ins kalte Wasser fallen. So ganz frei schwimmen können sie aber halt doch noch nicht.

szene bunte wähne 13. Tanzfestival für junges Publikum Offspring.productions, Dschungel Wien, 03.03. & 04.03.2010

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