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artofwarAls Workshop und Vortragsreihe gestaltet Yosi Wanunu mit seinem Ensemble Toxic Dreams die Performance über die Kunst des Krieges. „The Art of War“  ist eine aufwändig inszenierte Satire auf Weltuntergangsstimmung und Terrorangst, die Regisseur Wanunu aus Texten antiker und zeitgenössischer Generäle und Kriegstheoretiker komponiert hat.

Bevor das Spiel beginnt muss das Publikum auf die Bühne. Zur Phalanx geordneten, die Stäbe kampfbereit angelegt, soll es sich vor keinem Feind mehr fürchten. Der lauert nämlich allerorten und in zehn Lektionen wird jetzt gelernt, nicht Opfer sondern Sieger zu sein. Dafür darf man sich ganz artig in die Reihen setzen. Die Soldatinnen marschieren zum Trommelklang, Feuerstöße flammen empor, Blitze grellen, aus Pistolen und Maschinengewehren knattern Schüsse, das Spektakel ist furchterregend. Zumal die Soldatinnen (Terroristinnen,  Partisaninnen, Frauenrechtlerinnen und auch Lehrerinnen)  ihre Schusswaffen ungeniert direkt ins Publikum richten. Kein angenehmes Gefühl für harmlose Zuschauerinnen.

Ganz klar ist es nicht, was da unterlegt mit Auszügen aus Texten (vom antiken chinesischen General Sunzi bis Robert McNamara) gespielt wird. Erst wenn die Kampftruppe (die Tänzerinnen Anna Mendelssohn, Sabile Rasiti mit Irene Coticchio, Sidy Mamadou Wane und Wanunu) zu Tschaikowskys  Ballettmusik „Nussknacker“ im Flockenwirbel Walzer tanzt, wird klar: Dieses angewandte „Para bellum“, dieses Kriegsgeschrei und Terrorkommando, dieser Unterricht in der Kunst des Angriffs, der die beste Verteidigung sein soll, mit Vorträgen und Vorführungen ist pure Ironie, Satire, Sarkasmus. Wanunu führt nicht nur den Inhalt sondern auch die Form selbst ad absurdum. Den, zugegeben beeindruckenden, Aufwand mit rotsamtenen Kaiserthron (Sidy Mamadou Wane ist darauf afrikanischer Potentat und auch Saddam Hussein, bis er gleich danach als Selbstmordattentäter vor der Videokamera posieren muss), zum Kriegsgerät für schiesswütige Weiber umgebauten Fahrrad, auf Hochglanz poliertem altem Kriegsgerät und einander jagenden Special Effects (Christian Sturtzel) samt Video und Musik (Michael Strohmann) hätte es dazu nicht bedurft. So führt sich die Performance „The Art of War“ auch selbst in die Sinnlosigkeit. Sogar die pure Unterhaltung löst sich in den zehn Lektionen in Nichts auf, die Wiederholung des stets gleichen Geknatters mit Feuer und Rauch macht müde. Am Ende sitzen die Hörer/innen betäubt und ratlos  im ausverkauften Hör- und Schausaal und wissen nicht ob sie sich fürchten müssen oder freuen dürfen. Der Applaus gerät zur Pflichtübung.

The Art of War“,  WuK,  21. September  2010

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