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Friza WielickGéraud Wielick ist der neue Joseph in der gleichnamigen Legende, die John Neumeier choreografisch inszeniert hat. Der junge Belgier begeisterte am Sonntag mit seinem frischen Zugang zu der Rolle. Für die Partie von Potiphars Weib ist Patrizia Friza, Solistin beim Hamburg Ballett, angereist. Auch in „Verklungene Feste“, der ersten Choreografie des Neumeier-Richard Strauss-Programms (tanz.at berichtete), gab es einige spritzige Debüts. Musikalisch wurde die Matinee von Gerrit Prießnitz makellos geleitet.

Dass dieser springlebendige junge Mann die Damen rundum für sich begeistern kann, wundert nicht, denn Géraud Wielick verkörpert die Jugendlichkeit dieser Rolle ideal. Dass er bei Potiphars Fest hier und da von der akademischen Präzision abweicht und ein paar Sprünge und Schrittvariationen (absichtlich) "dirty" tanzt, verstärkt einerseits den Charme dieses Joseph. Andererseits bildet er mit dem Engel (Roman Lazik) ein perfekt harmonisches Duo, sodass diese beiden Figuren zu Alter Egos werden. Lazik Wielick

Mit ihrer Interpretation von Potiphars Weib avancierte Patrizia Friza 2009 beim Hamburg Ballett zur Solistin, wo sie nach einem Engagement an der Wiener Staatsoper seit 2006 tanzt. Nun war die Tochter der ehemaligen Ersten Solistin des Wiener Staatsopernballetts Lilly Scheuermann in dieser Partie erstmals in Wien zu sehen. Potiphars Weib ist bei Friza weniger eine unglückliche Frau als eine am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ihre Abneigung gegen ihren Ehemann (Eno Peci) ist stärker spürbar als ihre Leidenschaft für Joseph. Dieser sexuellen Annäherung fehlt es an Erotik, hier steht das Machtspiel im Mittelpunkt, in dem Joseph schließlich der Unterlegene ist. Joseph versucht dieser Frau mit beruhigender Zärtlichkeit beizukommen. Potiphar, der just in diesem Moment Zeuge der Begegnung wird, meint die beiden in flagranti erwischt zu haben und glaubt den Beteuerungen seiner Frau, die Joseph sexuelle Belästigung unterstellt. Doch dann das Umdenken: ebenso plötzlich wie ihre agressiven Attacken bei den Festgästen zuvor mobilisiert Potiphars Weib ihre Kräfte nun gegen die Folterer und befreit Joseph. Dieser entschwindet mit dem Engel in andere Sphären und lässt die gebrochene Frau allein zurück – unser Mitleid mit ihr hält sich in Grenzen.

Fogo Taran„Verklungene Feste“ zur Musik von Richard Strauss aus dem Jahr 1941, wird bei Neumeier ein mahnendes Ballett, das auf die Entstehungszeit Bezug nimmt. Nach und nach tauschen die Männer ihre Dinnerjacken gegen Soldatenuniformen, verwandelt sich die Feierstimmung bei ihren Frauen in Angst und Trauer. Zum wiederholten Mal schafft es das Wiener Staatsballett, dass sich auch bei der Zuseherin Beklemmung breit macht. Dabei gaben bei den Solopartien Nikisha Fogo mit Dumitru Taran ebenso einfühlsame Rollendebüts wie Franziska Wallner-Hollinek als Partnerin von Mihail Sosnovschi und Andrey Teterin an der Seite von Liudmila Konovalova. Herausragend: Kiyoka Hashimoto und Alexandru Tcacenco als ein blendend aufeinander abgestimmtes Duo.

Wiener Staatsballett: „Verklungene Feste“ | „Josephs Legende“ am 17. Dezember, 14 Uhr in der Wiener Staatsoper. Letzte Vorstellungen am 20. Dezember 2017