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Raymonda 0117Mit den letzten beiden „Raymonda“-Vorstellungen dieser Saison startete das Wiener Staatsballett ins Neue Jahr. Liudmila Konovalova und Maria Yakovleva tanzten das Edelfräulein mit Robert Gabdullin beziehungsweise Denys Cherevychko als Ritter Jean de Brienne an ihrer Seite. Michail Sosnovschi und Davide Dato als Abderachman ergänzten die Besetzung der Hauptrollen, die ungeachtet der dürftigen Handlung dieses Balletts jeweils sehr unterschiedlich interpretiert wurden.

Ganz kühle Schöne, das ist die Raymonda von Liudmila Konovalova, die von ihren Partnern sicher durch die schwierigen Hebungen und Drehungen geführt wird. Selbst der Überkopf-Heber, mit dem Abderachman die Ballerina an den Hüften haltend in einen Schwebezustand bringen soll,  gelang an diesem Abend für einige Augenblicke. Seine sprungstarken Variationen tanzte Mihail Sosnovschi mit Temperament und scheinbarer Leichtigkeit, Robert Gabdullin machte als edler Ritter des Abendlandes gute Figur.Raymonda 0217

Maria Yakovleva legte ihre Interpretation viel expressiver an. Strahlend tanzte sie mit Jean de Brienne, sichtlich widerwillig ließ sie sich vom Sarazenen umwerben. Da kam kein Lächeln über ihre Lippen, wenn Davide Dato seine offensive Anmache mit geradezu schmieriger Beharrlichkeit vorantrieb. Denys Cherevytchko kämpfte sich als Yakovlevas geübter Partner tapfer durch die vertrackten Hebungen und meisterte wie immer souverän seine Solovariationen.

Raymonda 0317Die technische Stärke der Tänzerinnen und Tänzer des Wiener Staatsballetts wurde aber auch in den Nebenrollen sichtbar: mit stoischer Ruhe und sicherer Ausstrahlung agierten am 3. Jänner Ioanna Avraam und Alice Firenze als Raymondas Freundinnen Clémence und Henriette ebenso wie ihre Partner James Stephens und Masayu Kimoto. Ebenso untadelig tanzten Natascha Mair, Nina Tonoli, Richard Szabó und Masayu Kimoto am 8. Jänner. Immer wieder eine Freude: die elegante Rebecca Horner als Gräfin Sybille an der Hand von Igor Milos als König von Ungarn Andreas II.

Was diese Serie von sieben "Raymonda"-Vorstellungen den Tänzerinnen und Tänzern abverlangte und wie sehr dieses Ballett in Muskel und Knochen fährt, war bei der letzten Aufführung beim Corps de ballet stellenweise zu bemerken. Rudolf Nurejew hat nicht nur den Solisten eine Choreografie mit extrem hohem Schwierigkeitsgrad verpasst, sondern ebenso das Ensemble mit kniffligen Gruppenformationen und verschlungenen Reigentänzen herausgefordert. Das Wiener Staatsballett stellte sich dieser Aufgabe mit ungebremsten Einsatz, mit Präzision und Eleganz.Raymonda 0417

Wenn, wie schon bei der Premiere zu beobachten war (tanz.at berichtete), lichteten sich nach dem zweiten Akt die Zuschauerreihen sichtlich. Das mochte jedoch weniger an Ermüdungserscheinungen liegen, als an einer Verwirrung des Publikums. Denn das Happy End findet ja bereits im zweiten Akt statt. Der letzte Akt besteht aus handlungslosen Divertissements, die in beiden Vorstellungen mit den schwungvollen Tempi des  Staatsopernorchesters unter der Leitung von Kevin Rhodes noch zusätzlichen Schwung bekamen.

Wiener Staatsballett „Raymonda“ am 3. und 8. Jänner 2016 in der Wiener Staatsoper