Liz King, internationaler Star der zeitgenössischen Tanzszene, hat sich vor 20 Jahren Schwieriges vorgenommen: Burgenland und Tanz in einem Satz vorkommen zu lassen. Tanz war in dem kleinsten Bundesland der Republik den Volksgruppen und dem landläufigen Walzer- und Polkageschmack vorbehalten. King zog es ins Südburgenland, was dem dort gebürtigen Manfred Biskup zu verdanken war, und gründete gemeinsam mit ihm die „Dance Identity“ (D.ID), eine internationale Plattform für Zeitgenössischen Tanz und die erste moderne Dance Company im Burgenland. Dance Identity sieht als stille (und einzige) Konstante den Transit, die Veränderung.
So war auch das Jubiläumsfestival am 6. September 2025 in Eisenstadt von stetem Transitieren, Flottieren, beherrscht. Nicht in starren vier Wänden, sondern in halb offenem Raum – manchesmal auch in Nebenräumen – gingen die Performances über die Bühne, während die Zuschauer*innen kamen und gingen, schauten und hörten.
Neben den drei Fixpunkten des Festivaltages gestalteten Artists in Residence, vorwiegend in der Friedensburg Schlaining untergebracht, ihre Performances, zeigten Installationen: Erin Hill, Leonie Frühe, Barbara Rettig, Brice Berthelot, Jonah Martensen, Aoife Dunne, Robin Lütolf und Nynke Brandsma sorgten für Erstaunliches und Nachdenkliches. Für das „air Burgenland“-Residenzprogramm zeichnet Max Biskup verantwortlich.
Maria*s Roboterkämpfe
Richtig aufregend wurde es, als Rebecca Horner, Mila Schmidt und Joni Österlund in die Räume wirbelten: in blauem Latex, mit blauen Taucherbrillen. Der ohnehin in der Realität gekämpfte Widerspruch Maschine vs. Mensch visualisierte sich in seiner ganzen Brutalität und Verzweiflung.
Atemberaubend: die Technik der drei Performenden. Speziell Rebecca Horner, Solistin am Staatsopernballett, beweist eindrucksvoll, dass klassisches Ballettkönnen wirklich nie schadet, auch wenn es um zeitgenössische Tanzkunst geht.
Oulouy – eindrucksvoll mit „Black“
"Black" ist eine Reflexion im Stil des Streetdance über die Gewalt und Emanzipation des Schwarzseins in der heutigen Welt, durch einen Körper, der herausfordert und verstört, ein Körper, der sowohl verwundet als auch gefeiert wird. Die Choreografin und Performerin Oulouy, geboren in der ehemaligen französischen Kolonie und nunmehrigen Republik Elfenbeinküste, nimmt Bezug auf die jüngste Geschichte wie die BlackLivesMatter-Bewegung und die Ermordung von George Floyd. Bewegung und Stillness, die berühren, rühren, aufregen.
Charlie Khalil Prinz: Körpersymphonik
Die Körpersymphonik, eine Solo-Performance mit teils selbst erzeugtem, teils von Joss Turnbull zugeliefertem Sound, betrachtet den Körper als Ort des Widerstands.
Als Reaktion auf die multiplen politischen und geopolitischen Krisen im Libanon entstanden, ist dieses Stück eine Meditation über den Ort des Körpers, der gegen die Besatzung kämpft, wo der Blick zurück, der Blick nach innen und der Blick nach vorne zu Strategien der Standhaftigkeit und Befreiung werden. Eine (an)spannende Körperleistung.
Neben der genannten Konstante: Transit, Veränderung, wünscht man dem Festival noch lange Förderbereitschaft des Landes Burgenland und hohe Schaffenskraft der Liz King.
The Dance Identity Festival am 6. September im Kulturzentrum Eisenstadt