Pin It

TAO 13 3Das TAO Dance Theater gastierte mit seinen Stücken aus den “Numerical Series” in mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten. Nun waren sie zum Abschluss von ImPulsTanz 2025 auch in Wien zu sehen. Der Choreograf Tao Ye schafft bewegte Körper-Landschaften, die durch ihre minimalistische Schlichtheit und konsequente Komposition betören. An den Minimalismus der Postmodernisten wie Merce Cunningham oder Lucinda Childs erinnern nur noch die steinernen Mienen der Tänzer*innen – bis zur letzten Verbeugung.

Die Zahl der Choreografien steht für die Anzahl der Tänzer*innen: 13 & 14 an einem Abend, 16 & 17 am zweiten. Jedes Stück ist etwa eine halbe Stunde lang, das Bühnenbild ist monochrom, Lichteffekte und Kostüme (von der künstlerischen Leiterin Duan Ni) sind sorgfältig aufeinander abgestimmt. In drei der vier Stücke stecken die Tänzer*innen in weiten Hosen und Jacken (in “17” sind sie nicht ganz so ausladend), die ihre individuelle Körperlichkeit verbergen.TAO 14 2

Als Gruppe füllen sie den leeren Raum, meist mit unisono Bewegungen, die sich durch den Körper schrauben. Diese Technik nennt das TAO Dance Theater Circular Movement System. Ausgehend von der Wirbelsäule setzt ich die Bewegung dem Impuls folgend logisch im Körper fort. Und hier liegt die Faszination: Bei aller Uniformität und Präzision bleiben die Tänzer*innen unterscheidbar: Es sind minimale Abweichungen, die sich aus ihrer Größe und ihrer Körperform ergeben. Das vermag auch die einheitliche Kostümierung nicht zu kaschieren. Die Perfektion wie etwa im klassischen westlichen Corps de ballet wird hier weder angestrebt noch erreicht. 

TAO 13Die Vielfalt der Choreografien entsteht aus der Verlagerung von Bewegungsimpulsen. Der Minimalismus wird von den eintönigen rhymtmisch gleichförmigen Kompositionen von Xiao He, zuerst auf dem Klavier, dann zu den Schlägen eines Metronoms, unterstrichen. TAO 13 2

In “13”, in Grau- und Brauntönen gehalten, ist die Gruppe mit dem Rücken zm Publikum am hinteren Bühnenende aufgereiht. Allmählich drehen sie sich um und beginnen ihre Bahnen in den Bühnenvordergrund zu ziehen. Dabei scheren immer wieder einzelne Tänzer*innen aus der Gruppenformation aus. Sie fallen lautlos zu Boden, werden aufgefangen, finden sich für kurze Momente in Zweier- und Dreiergruppen zusammen bevor sie sich wieder ins Ensemble einreihen. Impressionen aus der Natur, wie Steine, Hügel und Wasser manifestieren sich für kurze Momente. Vorne angekommen, dreht sich die Gruppe wieder langsam um.

TAO 14In “14” agieren die Tänzer*innen, in bunten Kostüme gekleidet, durchgehend im Gleichklang. Die Bewegungen gehen von der Körpermitte aus und setzten sich durch den Schwung der Gewichtsverlagerung, mal aufrecht, dann wieder auf dem Boden, fort.

In “16” wird die Bewegung vom Kopf aus initiiert. Hier vermisst die in schwarz gekleidete Gruppe in vertikalen, horizontalen und diagonalen Linien den Bühnenraum. Die Farbe des Tanzbodens wechselt von gelb über weiß bis pink. Zur Ambient Music von Xiao He entstehen beim Betrachter bald Bilder des traditionellen chinesischen Drachen- und Schlangentanzes, der die Choreografie inspirierte.TAO 16

“17” wirkt gegenüber den vorangegangenen Arbeiten beinahe chaotisch. Der Sound kommt hier von den Tänzer*innen. Wie Käfer auf dem Rücken liegend singen sie ein Lied, um anschließend nacheinander mit einem lauten Klatsch auf dem Bauch zu landen. Danach werden sie einzeln oder zu zweit lautmalerisch ihre Bewegungen begleiten. Das Ganze hat eine humoristische und heitere Note. Vielleicht manifestiert sich diese aber auch nur in den Köpfen der Zuseher*innen. Denn mit todernsten Gesichern verabschiede sich das Ensemble in einem durchchoreografierten Verbeugungsritual vom frenetisch applaudierenden Publikum.

TAO 17Beide Programme weisen Tao Ye als einen grundlegend poetischen Tanzmacher aus, der einen dezidierten Stil entwickelt und diesen als Markenzeichen des TAO Dance Theater durchgesetzt hat. Die besondere Bewegungssprache wird mit exquisiter Ausdauer und unerschüttlicher Kontrolle von einem wunderbaren Tänzerkollektiv ausgeführt. Eine hypnotische Erfahrung, die sich für mich allerdings nach dem vierten Stück bereits zu erschöpfen beginnt.

Tao Ye / TAO Dance Theater: “13 &14” am 7. August, “16 & 17” am 10. August im Volksthetater im Rahmen von ImPulsTanz.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.