In einer Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria entwickelte Georg Blaschke zwei Programmen, in denen Film und Performance getrennt voneinander gezeigt werden und doch zusammengehören – denn ohne das Eine ergäbe das Andere keinen Sinn.
Georg Blaschke und Robert Steijn stellen in ihrer Performance etwas andere Männerrituale zur Schau als sie das Klischee vorgibt. Die beiden Akteure des performativen Männerrituals, das sie „ensemble in gefahr!“ genannt haben, liegen erst eng verschlungen auf dem Bühnenpodest. Nur schwer lösen sie sich voneinander, versuchen sich durch Worte und über ihre Körper zu verständigen. Wenn sie zueinander finden, dann wälzen sie sich übereinander, knotzen aufeinander, rangeln miteinander, als ob die Distanz voneinander eine Gefahr wäre.
Schnitt und Fragestunde.
Robert Steijn stellt philosophische Fragen zur menschlichen Existenz wie etwa „Bin ich mein Körper oder habe ich einen Körper?“ Die Antworten darauf kommt in Form eines minutenlangen synchronen Hüpfduos, bevor sich die beiden Körper wieder ineinander verkrallen. Am Ende schaffen sie die Distanz, oder doch nicht? Denn nun können sie sich vom Blick des anderen nicht trennen.
Mithilfe des Sounds von Ulrich Troyer und der sparsamen Lichtregie von Peter Thalhamer entsteht aus der losen Szenenfolge ein klar strukturierte Tableau männlicher Freundschaft der beiden so unterschiedlichen Performer – der eine ein graubärtiger Bulle, der andere ein zarter Tänzer (mit braunem Bart) - Hingabe und Inbesitznahme.
Darum geht es auch beim Extrem-Bergsteigen in den anschließend gezeigten Kurzfilmen. „Beim Johannesfall in den Radstätter Tauern im Winter“ aus dem Jahr 1917 verfolgt man den abenteuerlichen Aufstieg durch einen gefrorenen Wasserfall. Bis zur Taille versinken die Bergsteiger im Schnee, gehen an schmalen Graten entlang, bahnen sich mit Eispickeln einen Weg durch den gefrorenen Wasserfall zum Gletscher. Aus der Eisgrotte kommen sie glücklich lächelnd wieder ans Tageslicht und feiern ihren Sieg über die Naturgewalten – mit einer Zigarette. „Die Besteigung des Großvenedigers von Krimml aus“ aus dem Jahr 1928 ist die ironische Inszenierung eines einsamen Gipfelstürmers über Stock, Stein und Gletscher über den Gipfelgrat bis an die Spitze des Großvenedigers. Doch der einsame Draufgänger wird enttarnt, denn nach dem solitären Gipfelsturm wird die Filmcrew beim Aufstieg gezeigt. Beide aus den Pioniertagen des Films stammenden Streifen bestechen durch großartige Aufnahmen von Bergpanoramen. Florian Kmet begleitet auf Gitarre und Synthesizer die dramatischen Aufstiege.
Zwischen den Filmen deklamiert Robert Steijn zwei selbst verfasste Texte und beleuchtet sich dazu selbst mit einer Art Grubenlampe. Er ist der Berg, der sich groß und „arrogant“ über jeden und alles erhebt. Er ist der Berg, der den ängstlichen Bergsteiger besonders ins Herz geschlossen hat und ihn beschützt.
Haben Steijn und Blaschke in ihrer Performance durch ihre Jovialität, Natürlichkeit und Unbefangenheit bestochen, so waren diese Vorteile bei Steijns „Bergmonologen“ dem Textverständnis im Weg. Hier hätte ein bisschen mehr Arbeit gut getan, denn die poetischen Texte begriff man erst durch die Lektüre - zum Glück waren sie im Programmheft abgedruckt. Sonst hätte man am Ende meinen können, Steijn sei einfach ein sympathischer Selbstdarsteller und hätte den begabten Dichter übersehen.
Die Serie „Performance und Cinemacession im Dialog“ wird am 15. und 16. April mit der Tanzperformance „somatic script“ von Georg Blaschke und dem Film „Die Würgehand“ fortgesetzt.
Georg Blaschke & Robert Steijn „ensemble in gefahr!“ am 13. April 2011 im WUK, Projektraum