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marionettenballettWenn die Zuckerfee quer über die Bühne fliegt und sicher auf der Spitze landet, der spanische Tanz von einem Esel ausgeführt wird, wenn bunte Blumen, ein eitler Pfau und eine neugierige Schnecke den berühmten Blumenwalzer tanzen, dann sehen wir zwar das Ballett „Der Nussknacker“ zur Musik Peter Tschaikowskys, doch Tänzerinnen und Tänzer sind aus Holz und Stoff und hängen an Fäden.

Das Salzburger Marionettentheater – seit 1913 führt die Familie Aicher das international geschätzte „große Theater mit den kleinen Darstellern“ – ist zwar am besten live zu erleben, doch kann auch eine Konserve entzücken. Die gelungene Marionettenaufführung des klassischen Balletts „Der Nussknacker“, in der romantisch-witzigen Choreografie von Leonard Salaz ist nun auf DVD erschienen.

Während die ZuschauerInnen in den Saal in der Salzburger Schwarzstraße strömen, berichtet ein Erzähler die (etwas veränderte) Geschichte, von Clara und dem Nussknacker, der in ihren Träumen zum Prinzen wird. Neben den bekannten Figuren des klassischen Balletts, tummeln sich auch allerlei entzückende Marionetten auf der Bühne. Vor dem Weihnachtsfest purzeln die Kinder bei einer Schneeballschlacht umher und die Schneemänner müssen sich gegen wilde Buben wehren; Drosselmeyer kommt mit der Kutsche an und statt der Schneeflocken tanzen drei Raben im Eispalast, den der freundliche Onkel herbei gezaubert hat. Clara, die Zuckerfee und auch der Prinz sind mit allen Ballettwassern gewaschen, stehen auf der Spitze und zeigen ihre Pirouetten, neigen die  Beine, heben die Arme und sind so natürlich, dass man auch Angst und Freude in den Gesichtern zu sehen meint.marionettruss

Von der Schwierigkeit, die gut 100 Puppen, die an der seit mehr als 30 Jahren gültigen Inszenierung (Klaus Gmeiner / Bühnenbild von Günther Schneider-Siemsen) beteiligt sind, zu führen und zum Tanzen zu bringen, ist nichts zu bemerken. Doch gibt Gretel Aicher, 81jährige Enkelin des Gründers und Leiterin des durch zahlreiche Tourneen in aller Welt bekannten Theaters, einen lebhaften Einblick in die Schwerstarbeit auf dem „Schnürboden“. Für sie sind die Puppen wie ihre Kinder und natürlich muss auch mit ihnen, nachdem sie aus dem Schlaf geweckt und aufgewärmt worden sind, vor jeder Vorstellung intensiv geprobt werden. Immerhin sind etwa für den Auftritt der Scheherezade im „arabischen Tanz“ drei Puppenspieler (Kopf, Arme und Beine werden unabhängig voneinander bewegt). Die Zuckerfee, in der Aufführung übrigens wie in russischen Choreografien „Fee Dragée“ genannt, wird von Anna Pawlowa getanzt. Vor mehr als 40 Jahren für den „sterbenden Schwan“ gebaut, hat sie bereits in aller Welt getanzt – wie ihr lebendiges Vorbild.

Die Aufführung wartet mit vielen Einfällen und rafffinierten Details auf, die man erst bei mehrmaligem Betrachten der DVD so richtig genießen kann. Die keineswegs hölzernen TänzerInnen – besonders wild treiben es die russischen Tänzer, die ohne zu ermüden ihre rasende Pirouette auf einem Bein drehen– werden vom Orchestre de la Suisse Romande unter Ernest Ansermet begleitet. Mit einer Besonderheit begleitet auch das Booklet die Zuschauerinnen: Herbert Lauermann hat die Handlung in 25 Szenen aufgeteilt und in Beziehung zur Musik gesetzt. Leicht verständlich erklärt er, wie und mit welchen Instrumenten der Komponist Tschaikowsky Stimmungen und Spannung erzeugt und was an dieser Ballettmusik so besonders ist. Gedacht für des Lesens mächtige Kinder, können diese einfühlsamen Erläuterungen auch Erwachsene manches lehren. Am Ende werden die kleinen Zuschauerinnen ermuntert, doch selbst kreativ zu werden und mit den Noten zu spielen.

In den vielen recht unterschiedlichen Fassungen de Ballett ist die Jahreszeit der Geschichte immer gleich: Der Nussknacker, den Drosselmeyer für Clara mitbringt, ist ein Weihnachtsgeschenk und wird  am Hl. Abend beim großen (russischen) Fest überreicht. Deshalb wird das Ballett auch an nahezu allen Häusern rund um die Weihnachtszeit aufgeführt. So kommt die DVD mit dem entzückenden (eine Stunde dauernden) Auftritt der Salzburger Marionetten als Geschenk für kleine und große Ballettfans gerade zur rechten Zeit.

E.T.A. Hoffmann & Peter I. Tschaikowsky & das Salzburger Marionettentheater: Der Nussknacker (DVD), BelAir edition 2012

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