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TAnzlabor1Fünf Tage vor der Premiere von „Imprint“: Es wird den ganzen Tag geprobt, wiederholt, gefeilt und perfektioniert. Doch auch am Abend ist den 16 jungen Mitwirkenden keine Spur von Erschöpfung anzumerken. Im Gegenteil: Die Choreografinnen Katharina Augendopler und Katy Geertsen haben aus dieser Gruppe in sechs Monaten eine professionell agierende Compagnie gemacht.

Das Tanzlabor ist eine Initiative des Outreach-Programms des Wiener Staatsballetts und Tanz die Toleranz. In Anlehnung an die Premiere von Ohad Naharins „Tabula Rasa“ beim Wiener Staatsballett, spüren die Jugendlichen nach, was es heißt reinen Tisch zu machen. Dabei wird aber kein Brachialakt inszeniert, sondern eine nachdenkliche und empathische Spurensuche über die Beziehung des Individuums zum Kollektiv nachgezeichnet. TAnzlabor2

Es ist ein beeindruckende Community Dance Produktion, in der die Mitwirkenden gefordert, aber nicht überfordert sind. Und sie haben die Aufgabe angenommen. Ob in Soli, in kleinen Gruppen oder als Ensemble, sie arbeiten konzentriert und haben die Choreografie bereits sicher in ihren Körpern. 

Die jungen Tänzer*innen agieren auf Augenhöhe mit dem Streichquartett des Bühnenorchesters der Wiener Staatsoper und Aaron Hader, der seine Kompositionen am Saxophon und elektronisch umsetzt.

Outreach im Aufschwung

KrysztinaDass das Outreach-Programm, das Bogdan Roščić mit Beginn seiner Direktion an der Wiener Staatsoper etabliert hat, der Qualität verpflichtet ist, dafür sorgt Krysztina Winkel. Sie brennt für ihren Job, ist vor Tatendrang nicht zu stoppen und das schlägt sich in dem beeindruckend umfangreichen Programm nieder, das sie seit drei Jahren auf die Beine stellt. Zuvor war die gebürtige Deutsche Kulturvermittlerin an der Deutschen Oper am Rhein und beim Belgrade Theatre Coventry UK. Sie ist im Steering Committe von RESEO dem internationalen Netzwerk für Oper-, Musik-, Tanzvermittlung. Mittlerweile unterrichtet sie auch an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seit dieser Saison hat sie Verstärkung bekommen: Katharina Augendopler ist mit an Bord um das ambitionierte Programm umzusetzen.

Bei ihrem Bestreben, ein nationales und digitales Vermittlungsprogramm aufzubauen, ist das Team der Wiener Staatsoper „Jung!“ rasant unterwegs. Ihr Ziel und ihre Motivation ist es, „Musiktheater und Ballett als Begegnungs- und Experimentierraum für gesellschaftlichen Diskurs“ zu schaffen. Dabei hat Winkel, seit sie in Wien angekommen ist, auf partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Kulturhaus Brotfabrik gesetzt, in dem die künstlerischen Community-Programme Superar und Tanz die Toleranz ihren Sitz haben. Dort finden seit der Saison 2021/22 sowohl die Opern- als auch die Tanzlabore statt. Die Performance des „Tanzlabor_jung!“ mit Kindern zwischen 7 und 12 Jahren gab es bereits im Herbst dieser Saison. Im November begann die Arbeit mit den Jugendlichen. 

Das heurige Opernlabor entsteht auf Grundlage von Monteverdis Oper "Il ritorno d'Ulisse in patria", die 27 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren nun zu einer Musiktheater-Performance mit dem Titel „Die Kaugummi-Göttin“ entwickelt haben und die im Juni nach 8-monatiger Probezeit Premiere haben wird. 

Die partizipativen Formate werden mit dem Angebot für Besuche von Proben und Vorstellungen in der Wiener Staatsoper ergänzt. Außerdem treffen dort Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren jeden Donnerstag KünstlerInnen, um Podcastfolgen für „InsideOpera / OpernStoff – Der junge Podcast der Wiener Staatsoper“ aufzunehmen. (Zu hören auf: Spotify und Amazon Music.)

„Tschick“

Ein zentrales Projekt des partizipativen Programms ist in dieser Saison die Jugendoper „Tschick“ von Ludger Vollmer nach dem Kultroman von Wolfgang Herrndorf, die Krysztina Winkel in der letzten Saison an der Wiener Staatsoper inszeniert hat. Sie wird im Mai und Juni 2023 wieder aufgenommen. Außerdem entstanden daraus weitere Formate: „On the road with Tschick“ ist ein ein Musiktheater-Performance Walk am Karlsplatz und am Platz zwischen Künstlerhaus und Musikverein mit verschiedenen Communitygruppen aus Wien und den Bundesländern sowie dem Bühnenorchester der Wiener Staatsoper. Die ca. 80 jungen Darsteller*innen zeigen dabei ihre erarbeiteten Werke. Zu hören und zu sehen sind ua. eine KFZ-Mechaniker*innen Gruppe mit einer Komposition auf einer Autokarosserie, der Superar-Jugendchor mit einem selbstgeschriebenen Roadtrip-Song und eine Klasse aus Oberösterreich mit einem szenischen Sprechchor. 

Tschick App

Parallel dazu wurde eine Web-App entwickelt. Die für Smartphone konzipierte Applikation bündelt nicht nur die kreativen Auseinandersetzungen von Schüler*innen aus ganz Österreich, die in den letzten Monaten gemeinsam mit Theaterpädagog*innen der Wiener Staatsoper zur Jugendoper gearbeitet und diese in der Schule behandelt haben, sondern bietet auch interaktive digitale Vermittlungstools zur eigenen kreativen Auseinandersetzung. So kann man zum Beispiel mit dem Kompositionstool eigene Kompositionen erstellen, One-Line-Drawing Kunstwerke gestalten, die mit den Werken anderer zu einem Gesamtwerk kumuliert werden, texten oder zum Beispiel Isa (die ja eigentlich Quizshow-Moderatorin werden möchte) im Quiz herausfordern. Jugendliche können zudem auch eigene Quizfragen entwickeln und einsenden.

Next Steps

Der Erfolg wird in der Direktion der Wiener Staatsoper mit Wohlwollen aufgenommen und das Programm darf wachsen. So wird in der Saison 2024/25 der Französische Saal (vormals Theater im Künstlerhaus bzw. brut Wien) als eine weitere Arbeits-, Spiel- und Wirkungsstätte für Kinder- und Jugendoper, Tanz und hybride Projektformate eröffnet. Und das Team um Krysztina Winkel wird ab September um eine Mitarbeiter*in verstärkt.

Die Wiener Staatsoper macht damit einen zukunftsweisenden Schritt auf ein junges Publikum zu, das weit über das Angebot von reduzierten Ticketpreisen hinausgeht. Es macht die ehrwürdige Institution zu einem Hotspot für den künstlerisch-kreativen Austausch auf, vor und hinter der Bühne.

Die nächsten Termine:
Tanzlabor Premiere „Imprint“ am 21. April im Ankersaal, Kulturhaus Brotfabrik
Opernlabor Premiere Die Kaugummi-Göttin am 14. und 15. Juni Ankersaal, Kulturhaus Brotfabrik
Tschick, 14., 18. Mai, 10. Und 16. Juni Matineen
„On the road with Tschick“ 20., 21. Mai, Karlsplatz

Info und Karten: https://www.wiener-staatsoper.at/jung/

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