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VollackBeateGut gelaunt kommt Beate Vollack zwischen zwei Proben für „Das schlaue Füchslein“ zum Interview. Kurz vor der Premiere läuft es rund in Wien. Doch auch in Graz will man sie, braucht letzte Abstimmungen mit der Ballettchefin für die Premiere von „Zum Sterben zu schön“ am 13. Oktober. An beiden Orten sind Norweger am Werk: in Graz der Choreograf Jo Strømgren, in Wien der Neo-Intendant des Theater an der Wien Stefan Herheim, der bei Janáčeks Oper Regie führt.

In Wien ist die Grazer Ballettchefin nun als Opernchoreografin engagiert, ihr „zweites Standbein“ wie sie sagt. Denn bereits im Jahr 2000 hatte sie ihren ersten Auftrag bei den Salzburger Festspielen. Die Häuser, an denen die charismatische Künstlerin in der Folge gearbeitet hat, sind die Crème de la Crème der Opernszene: Royal Opera Covent Garden, Bregenzer Festspiele, Bayerische Staatsoper oder die Wiener Staatsoper, wo sie in der aktuellen „Zauberflöte“-Produktion die Choreografie verantwortet hatte (wieder zu sehen ab 7. Dezember).

Erst 2009 begann sie eigenständige Ballett zu kreieren. Das erste Werk war „Don Quichotte“. Mittlerweile blickt sie auf einen beachtlichen Werkkatalog zurück, der sich seit ihrem Engagement in Graz 2018 trotz der pandemiebedingten Pausen stetig erweitert hat. Und doch war es eine kurze Amtsperiode, denn mit der Saison 2023/24 übernimmt Ulrich Lenz die Intendanz an der Grazer Oper und bringt mit Dirk Elwert auch einen neuen Ballettchef mit. Vor ihrem Ausscheiden aus dem Grazer Leitungsteam wird Beate Vollack mit „Carmen“ noch eine große Produktion verwirklichen (Premiere am 11. Februar) sowie, zusammen mit Sasha Pieper, „Der Tod und das Mädchen“ choreografieren (24. Mai).

Choreografierte Opernmagie 

Die gebürtige Berlinerin, ehemalige Tänzer an der Komischen Oper und Solistin beim Bayerischen Staatsballett, sieht in der Arbeit für die Oper ein Spezialgebiet, die aber auch auf ihre Ballette abfärbt. „Die Oper hat ein anderes Timing als der Tanz, man lernt mit einfachen Dingen über Körperlichkeit zu erzählen, man entwickelt eine eigene Musikalität“, sagt sie, und all das fließe auch in die eigenen Choreografien ein. fuechslein1

Mit Stefan Herheim arbeitet sie das erste Mal zusammen. Doch „Das schlaue Füchslein“ von Leoš Janáček ist ihr vertraut, da sie darin bereits in St. Gallen die Partie der Blauen Libelle getanzt hat. In der Wiener Fassung wird diese Figur nicht getanzt, sondern elektronisch gesteuert. Die Naturkulisse wird erst im Laufe der Aufführung entstehen. Denn in dieser Version ist die Bühne „eine Werkstatt, in der Theater und Magie entsteht“. Nachdem das Theater an der Wien umgebaut wird, finden die Produktionen der laufenden Spielzeit in der Halle E im Museumsquartier statt und die Atmosphäre der schmucklosen Raumes passe gut zu dieser Konzeption.  

Die Tänzer*innen spielen in dieser Regie eine dramaturgische Rolle. Von Herheim schwärmt die gebürtige Berlinerin als einen überaus „musikalischen Regisseur, der tanzaffin ist und dem Tanz einen fixen Platz in der Konzeption und auf der Bühne gibt“. Vollack arbeitet mit einer Gruppe von Tänzer*innen aus der Freien Szene, darunter auch ehemalige Ensemblemitglieder aus Graz. Nicht ganz so einfach zu finden waren solche, die auch auf Spitze tanzen können, denn das wollte der Regisseur unbedingt.

fuechslein2Als besondere Herausforderung ist für sie dabei, „in Stefans Kopf zu kommen, denn ich muss seine Vision umsetzen. Wie kann ich die Tänzer als Teil der Szene einsetzen? Wie passe ich mich an?“ Denn die Tänzer*innen sind kein Extra, sondern szenisch mit den Sänger*innen und dem Chor integriert. Insgesamt muss sie für 24 Chormitglieder, 7 Solist*innen, 10 Statist*innen und 6 Tänzer*innen „den richtigen Ton treffen“.

Mit der Arbeitsatmosphäre ist sie „total zufrieden“. Das, so betont sie, ist für sie auch ganz wichtig. An einer Oper arbeitet man sechs Wochen zusammen und das muss auch Spaß machen, denn: „Ich lebe gerne“. Da sie alle ihre Tänzer*innen bereits zuvor kannte, ist die Kommunikation unkompliziert. „Da kann man Sachen ganz schnell umsetzen.“

Möchte sie auch selbst Opern Inszenieren. „Ja“, sagt Vollack, unumwunden, allerdings muss das Genre stimmen. Als Choreografin sieht sie sich in den Bereichen Barockoper oder Operette zuständig, bei einer Wagner-Oper hingegen weniger. Erste Erfahrungen hatte sie bereits mit Operetten wie „Die Zirkusprinzessin“ und „Der Vogelhändler, die sie zusammen mit Natascha Ursuliak inszeniert hat. Als Leiterin der Tanzkompanie des Theater St. Gallen (2014 bis 2018) hat sie außerdem „Roméo et Juliette“ von Hector Berlioz und Glucks „Orfeo ed Euridice“ umgesetzt.

Die Premiere von „Das schlaue Füchslein“ ist am 15. Oktober. Außerdem gibt es in dieser Saison eine weitere Zusammenarbeit von Stefan Herheim und Beate Vollack, nämlich bei Gian Carlo Menottis Familienoper „Amahl und die nächtlichen Besucher“, die am 15. Dezember Premiere hat.

Und welchen Wunsch hat Beate Vollack? „Kommt ins Theater, wir brauchen euch!“ möchte sie dem Publikum sagen. Nach zwei Jahren, in denen die Kultur quasi zum Stillstand kam, wünscht sie sich einfach, dass die Menschen sich trauen, die Magie des Theaters wieder gemeinsam zu erleben.

www.theater-wien.at

www.oper-graz.at

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