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Toulon1Der Hurrikan Maria zerstörte die karibische Heimat von Darrel Toulon, ehemaliger Ballettdirektor der Oper Graz. Mit Hilfe einer Benefizgala im Grazer Orpheum soll das stark beschädigte Princess Margret Hospital auf der Insel Dominica, eine Insel der Antillen in der östlichen Karibik, wieder funktionstüchtig werden. 

„In Europa kennen die wenigsten meine Heimat“, erzählt der heute als freier Choreograph in Wien lebende Darrel Toulon, 53. „Viele verwechseln es mit der Dominikanischen Republik“. Wer ‚Fluch der Karibik“ gesehen hat, kann sich zumindest etwas darunter vorstellen. Die Insel, auf der Englisch und Kreolisch gesprochen wird, diente der Filmcrew als pittoresker Drehort.

Im vergangenen Oktober wurde Dominica weltberühmt, jedenfalls einen Tag lang. Der Hurrikan Maria war über das kleine Eiland gezogen und hatte enorme Verwüstungen angerichtet. „Doch bald war es wieder aus den Nachrichten verschwunden“, so Toulon. „Ich bin aber jeden Morgen mit einem Gefühl von Zähnen im Bauch aufgewacht, wenn ich an die schrecklichen Zerstörungen gedacht habe“. Diese waren gewaltig und betrafen die komplette Infrastruktur der Insel mit 70.000 Einwohnern. 31 Menschen sind ums Leben gekommen und weitere sieben werden noch immer vermisst.

„Wir haben einen wunderschönen Regenwald, der jetzt ruiniert ist. Es wird Jahre dauern, bis der sich erholt hat“, erzählt Toulon, der seine Heimat zuletzt vor zehn Jahren besucht hat. Die Familie lebt verstreut in den USA, nur die Mutter war in Dominica geblieben. „Es ist ihr gottseidank nichts passiert und sie lebt seit dem Unglück bei meiner Schwester auf Barbados“. 

Die unversehrte Natur ist seit zwanzig Jahren die Haupteinnahmequelle der bergigen Insel samt ihren Thermalquellen und Wasserfällen. „Man hat auf sanften Ökotourismus gesetzt, und es gibt sehr fruchtbare, vulkanische Böden“. Jetzt ist all das für Jahre dahin. Toulon erinnert sich an einen früheren Hurrikan namens David. „Es war 1979 und der hatte die Stufe vier. Damals dachten wir, schlimmer kann es nicht werden“. Bis zu Maria, zunächst als Tropensturm drei prognostiziert. „In kürzester Zeit hat er sich aber in einen Hurrikan gewandelt. So schnell waren keine Schutzmaßnahmen mehr möglich“.

Toulon wollte seiner Heimat gezielt helfen. Trotz schwieriger Kommunikation – Telefon, Radio und Internet funktionieren noch immer kaum – gelang ihm der Kontakt zum Manager des Princess Margret Hospital in der Hauptstadt Roseau. So erfuhr er, dass die Wiederrichtung der zerstörten Blutbank oberste Priorität habe. „Ich beschloss sofort, dass ich helfen und dafür Geld sammeln wollte und begann mit der Organisation der Gala in Graz“. An die vierzig Künstler aller Sparten machen mit am 12. Dezember. Toulon verspricht: „Ich verbürge mich dafür, dass das eingenommene Geld auch punktgenau verwendet wird“. Dabei hilft ihm das Afro-Asiatische Institut Graz, das auch die Patronanz der Gala innehat.

Was macht der heute freie Choreograph eigentlich sonst so? „Ich unterrichte sehr viel, etwa in Zürich und arbeite unter anderem mit dem Staatsballett Pristina im Kosovo. Das ist sehr bereichernd, denn wir beschäftigen uns mit inhaltlich fordernden Themen, die mit der schwierigen sozialen Situation dort zu tun haben. Der soziale Aspekt wird mir immer wichtiger. Die Zeit der nur schönen Stücke ist vorbei“.

Darrel Toulon & Friends „Benefiz-Gala für Dominica“ am 12. Dezember 2017, Orpheum Graz. Programm: www.aai-graz.at