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ichbinokDie Age-Company feiert ihr 5jähriges Bestehen, Österreichs inklusive Vorzeige-Compagnie „Ich bin OK“  zeigt ihr neues Stück im Wiener Odeon und im Burgenland gibt eine Gruppe über 60-jähriger gerade ihr Bühnendebut. Community Dance – bis vor wenigen Jahren in Österreich eine nahezu unbekannte Bewegung – boomt allerorts.

Der Auslöser für den Community Dance in Deutschland, Österreich und der Schweiz war der Dokumentarfilm „Rhythm is it“ über ein Projekt der Berliner Philharmoniker. Royston Maldoom erarbeitete mit über 250 Berliner SchülerInnen eine Choreografie zu Strawinskys „Sacre du printemps“, orchestral begleitet vom renommierten Klangkörper der Hochkultur unter seinem Chef Simon Rattle. Der Film trug die Idee in alle Lande und sie trägt mittlerweile überall Früchte. Nun gibt es auch hierzulande immer mehr Projekte, die den Bühnentanz mit Laien in den Mittelpunkt stellen. Im November sind noch drei davon zu sehen.

Die Gruppe „Ich bin OK“ hatte bereits 2001 einen öffentlichkeitswirksamen Auftritt, als sie unter dem damaligen Direktor des Wiener Staatsopernballetts Renato Zanella den Wiener Opernball eröffnete. 1979 hatte Katalin Zanin den Verein mit der Zielsetzung gegründet, Menschen mit Behinderung in das kulturelle Leben mit einzubinden. Seither wurden zahlreiche Projekte realisiert, die 2010 mit der Gründung der inklusiven „Ich bin OK“  Dance Company eine neue Dimension gewannen. Deren künstlerische LeiterInnen Hana und Atilla Zanin haben konsequent an der ästhetischen Entwicklung ihrer Gruppe gearbeitet, in der behinderte und nicht-behinderte TänzerInnen als gleichberechtigte und gleich fähige Partner auf der Bühne stehen. Die Qualität schlägt sich unter anderem in einer zunehmenden Anzahl von Vorstellungen im In- und Ausland von Spanien bis Tschechien nieder. Erfolge feierte die „Ich bin OK“ Dance Company zuletzt im Frühjahr beim Internationalen Tanzfestival in Dresden (wo sie zum wiederholten Mal gastierte), auf einer daran anschließenden Gastspielreise durch Belgien sowie beim internationalen inklusiven Festival „Kultur vom Rande“ in Reutlingen im Juni dieses Jahres.

Auch professionelle TänzerInnen arbeiten gerne mit „Ich bin OK“ . Im letzten Jahr zeichnete Milli Bitterli für eine Choreografie verantwortlich. In der neuen Arbeit von Hana und Atilla Zanin „Getrennt – Vereint“ mit 18 TänzerInnen wirken Irene Bauer und Martin Dvorak, ehemals SolistInnen des Linzer Balletts, als Gäste mit. Die Choreografie ist eine tänzerische Metapher, die das Verbindende über das Trennende stellt. Sind die beiden im Stück integrierten Tanzstile Locking/Popping und Zeitgenössisch anfangs noch getrennt, so verschmelzen sie im Laufe der Performance immer mehr miteinander. Nach der Premiere in Linz (am 4. Oktober im OÖ Kulturquartier) ist das Stück nun im Wiener Odeon am 21. und 22. November zu sehen.agecompany

Fünf stolze Jahre feiert heuer die Age Company mit Performerinnen über 50, die nach längerer Suche in Nicole Berndt-Caccivio ihre künstlerische Leiterin gefunden haben. An ihrem ersten runden Geburtstag wollen die munteren Frauen „unsere Lebensfreude, unsere Lust, sich über zeitgenössische Tanz Performances künstlerisch auszudrücken, unser Durchhaltevermögen und unsere Zukunftspläne“ mit dem Publikum teilen. „Short cuts, Impressionen, Best-of über Zeit und Vergänglichkeit, den Geschwindigkeitswahn, die Diktatur der Schönheit und den Körper als optimierbare Materie“ stehen am 15. November im Rahmen der Europäischen Theaternacht und am darauf folgenden Abend im Brick 5 auf dem Programm. Die 13 Age Company-Tänzerinnen werden dabei von Gästen unterstützt, unter anderem von der Schweizer Gruppe „Goldrausch tanzt“.

Fünf Jahre kontinuierlicher Zusammenarbeit ist für ein Community Arts Projekt in der Tat eine lange Zeit. Das von den engagierten Tanzpädagoginnen Martina Polleros, Karin Braith und Beata Marecky-Zehetbauer ins Leben gerufene Projekt „Neuland“ wendet sich an Menschen über 60 und hatte im ersten Aufbaujahr mit der Beständigkeit ihrer Mitglieder zu kämpfen. Die Gruppen, die in Mattersburg und Pöttsching arbeiteten, fanden in der Performance-Formation mit 15 Mitgliedern erst Anfang September zusammen. Am 7. November zeigten sie ihre Arbeitsergebnisse erstmals in Pöttsching. Die Performance „Neuland“ verarbeitet einerseits den Gruppenprozess, andererseits verbindet sie individuelle Acts, die die PerformerInnen zur Probenarbeit mitgebracht haben. Zwei Vorstellungen dieses neuen, beherzten und berührenden, (unter anderen vom Fonds Gesundes Österreich geförderten)  Community-Dance-Projekts gibt es noch: am 15. November im Kino Oberpullendorf und am 22. November in der Bauernmühle Mattersburg.