Bachzetsis01Die Premiere von „Chasing a Ghost“ fand im Herbst 2019 im Art Institute of Chicago statt, die österreichische Erstaufführung gab es nun nach coronabedingter Verschiebung im Tanzquartier Wien. Fünf TänzerInnen und zwei Pianisten performen Duette mit unterschiedlichsten Bezogenheiten. Nur 50 Minuten lang ist die Konzert-Tanz-Performance. Doch wirkmächtig. Und „unheimlich“.

DonaNobisPacem2Wo sich Tod und Leben begegnen. Im Saal ist es noch hell und der Vorhang geschlossen. Plötzlich stürzt ein junger Soldat durch die seitliche Portaltür. Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er wirft sich flach hin und robbt um den Orchestergraben herum. Am anderen Ende angekommen, bäumt er sich kurz auf und sinkt dann, schwer atmend, schockstarr zu Boden. Wirklichkeitsnäher geht die Übermittlung von Unsagbar-Schrecklichem auf der Bühne kaum. „Dona Nobis Pacem“ zu Johann Sebastian Bachs „Messe in h-moll“ – John Neumeiers 172. Uraufführung – beginnt abrupt und realistisch hart.

Dekeersmaeker2In den ersten Monaten unter der neuen künstlerischen Leiterin Bettina Masuch wurde im Festspielhaus St. Pölten mehr denn je getanzt. Nach Sidi Larbi Cherkaoui und Sharon Eyal (tanz.at berichtete) kam mit Anne Teresa de Keersmaekers eine weitere Ikone zeitgenössischer Tanzkunst ins Haus. Mit ihren „Mozart / Concert Arias“ endete der Tanzreigen 2022 – nicht nur entsprechend der Jahreszeit – überaus stimmig. Davor gab es mit Oona Doherty ein durchaus fragwürdiges Experiment und mit der Groupe Acrobatique de Tanger lustvolle Akrobatik für die ganze Familie. 

Preludes1Das Beste an Stephan Herwigs 15. abendfüllender Produktion ist, dass hier alle Erwartungen aufgebrochen werden. Zum ersten Mal in seiner Karriere als Choreograf der freien Szene hat er mit vorgegebener Musik gearbeitet. Damit ist er in einen Formatkosmos eingetaucht, der an intime Liederabende oder die Anfänge des deutschen Ausdrucktanzes denken lässt. Allerdings klammert Herwig alles Gefühlige, jede emotionale Ebene oder auf Schaueffekte ausgelegen Tanz konsequent aus.

Iphigenie4Es ist eine interessante Überschreibung des seit der klassischen Antike unverwüstlichen Mythos von der Atriden-Tochter Iphigenie, die derzeit im TAG Theater an der Gumpendorfer Straße zu sehen ist. Angelika Messner inszenierte ihre eigene Textfassung entlang der Vorlage von J.W. von Goethe und fokussierte dabei auf das Motiv des „Opfers“ aus Gender-Perspektive. Wenn auch textlich bisweilen etwas platt, ist es ein schauspielerisch bravouröser Abend.

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