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8 BarcodeSie zählen zur Spitzenklasse derer, die sich dem Cirque Nouveau verschrieben haben: die vier Künstler*innen der in Kanada beheimateten Barcode Circus Company. Eine erste Zusammenarbeit zu dritt begann 2011, internationale Auftritte und bald auch der Zusammenschluss mit einer vierten außergewöhnlichen Künstlerin folgten - genauso wie höchste Auszeichnungen. 

2019 gründeten sie mit Sophie Picard als General Manager Cirque Barcode. Im selben Jahr erfolgte die Premiere von „Sweat & Ink“, der ersten „theatralic show“ des Kollektivs. Diese Eigendefinition mag irreführend als unterhaltsam-pathetische Vorführung übersetzt und aufgefasst werden. Vielmehr aber sind es 75 Minuten des kreativen Zusammenspiels körperlich-artistischer Höchstleistungen und zugrundeliegender emotional-intellektueller Recherchen zum Thema des Erinnerns. 2 Barcode

Dass die Vorführung als „Für die ganze Familie“ angekündigt wird, überrascht etwas; aber- ja: Nicht nur in der ersten Szene, die einer Art Vorspiel, ein artistisches Vorgeplänkel zwecks Einstimmung darstellt, wird heiter geblödelt. Auch so manch anderer kurzer Sketch und kleiner Übergang ist allgemeinverständlich spaßiger Art (vom Schubsen und Stolpern bis zur charmant-witzig realisierten Umkleideszene); und da diese vier Künstler*innen auch dieses Genre mit vom Plumpen weit entfernten Können umsetzen, tut seine auflockernde Wirkung so mancher und in jeder Altersklasse gut. 

5 BarcodeTut zum Atemholen gut, weil die Dichte der akrobatischen Darbietungen lediglich vielleicht noch von ihrer Unterschiedlichkeit überboten wird. Grundsätzlich streben Eric Bates, Alexandra Royer, Mason Ames und Eve Bigel unter der Regie von Jean-Pierre Cloutier grenzüberschreitende Leistungen an. Diese erfolgen am Schleuderbrett, am Russischen Barren sowie am Luftreifen, alternierend zu Partnerakrobatik, zu der von Hand auf Hand sowie Jonglage. Wie ernst sie es damit meinen, mit dem Ausloten von Grenzerfahrungen, ist auch daran zu erkennen, dass der eine oder andere kleine Fehler riskiert und im gegebenen Fall mit absoluter Selbstverständlichkeit in Kauf genommen wird. Gleichermaßen vom Publikum, das die Jonglage mit Zigarren-Schachteln trotz ‚Fehlgriff‘ mit besonders viel Applaus quittiert. Mehr als berechtigt, denn nicht nur bleibt die Durchführbarkeit derartiger Jonglierkombinationen dem Durchschnittsrezipienten unbegreiflich; die Kombination dieser Techniken mit Akrobatik in solistischer Darbietung und mit der Gruppe, wurde derart noch kaum gesehen. 7 Barcode

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer zirzensischen Kunst ist rund um Möglichkeiten mit dem Russischen Barren angesiedelt. Selbstredend, dass in den luftakrobatischen Passagen nicht der kleinste Fehler passieren darf. Doch dieser Gruppe gehen auch für dieses Gerät die Ideen zum Spaß und integriertem Lapsus nicht aus. 

6 BarcodeWieviel an Potential die vier Künstler*innen zusätzlich zu ihrem körperlichen Ausnahmekönnen zu bieten haben, ist sehr fein im Titel angedeutet: „Sweat & Ink“. Schreiben sie doch nicht nur mit ihrer Akrobatik metaphorisch Geschichten zum Thema der Erinnerung, sie verbalisieren auch mehrfach Gedachtes über Lautsprecher, greifen derart in die akrobatische Handlung sogar ein oder tauschen und besprechen (mit Tinte) auf Zetteln Festgehaltenes. 3 Barcode

Nicht alles an der derart eingearbeiteten Fülle an Ideen geht ganz auf, nicht alles vermittelt sich in der intendierten Weise dem gesamten Publikum. Das eine und andere Detail der Darbietungen fällt außerdem dem zum Opfer, was ein markanter Zug unserer Zeit diktiert: einem fast schon erreichten Übermaß an gezeigter Leistung. Bei all dem pausenlosen Staunen, dem atemlosen Versuch des Auseinanderhaltens der weitgestreuten Inhalte, könnte ein zeitweiliges Innehalten beim Gebotenen seinen Besonderheiten noch überzeugender gerecht werden. 

Barcode Circus Compay: „Sweat & Ink“, am 2. Jänner 2022 im Orpheum Graz im Rahmen von Cirque Noël, noch bis 6. Jänner

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