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improbable1Die Theatercompagnie Improbable aus Großbritannien punktet seit mehr als 20 Jahren immer wieder erfolgreich mit Unvorhersehbarem und wurde entsprechend gespannt vom Publikum erwartet; einem wie auch bei der Premiere allerdings nicht allzu zahlreichen (der Präsentation in Originalsprache wegen?). Groß war hingegen die Schar, die sich für das Try Out „Iyagbon Below“ interessierte.

„The Paper Man“

Erwartungsvoll waren jedenfalls auch all die Fußball-Fans, die des titelgebenden Themas „The Paper Man“, also Matthias Sindelars wegen und einer Geschichte rund um diesen österreichischen Fußballstar gekommen waren: ist doch sein Tod einen Monat nach dem sogenannten Anschluss-Spiel 1938 gegen Deutschland, bei dem er seinem Land triumphierend zum Sieg verhalf, nie aufgeklärt worden; die Brisanz derartiger Vorkommnisse verhilft der Aufführung außerdem zu  weiterem Potential.improbable2

Das locker-joviale Agieren der Künstler macht anfangs noch Spaß und erhöht die Neugierde; insbesondere Lee Simpson, künstlerischer Co-Direktor des Theaters, amüsiert in dieser Art Theater auf dem Theater. Allein die Kraft des vorgeblichen Suchens nach der eigentlichen, nach der relevanten Geschichte, nach einer adäquaten und insbesondere den einzelnen Darstellern entsprechenden Umsetzungsform verliert sich immer mehr im Griff- und Bodenlosen. Auch wenn einige „Findungs- Ansätze“ grundsätzlich originell sind, befremdet die Bemühtheit und lässt schließlich das Konstrukt einer Show, die mit Lebensweisheiten und Selbsterfahrungsanstrengungen nach Tiefe sucht, zerbröseln.

„Iyagbon Below“

Die Faszination von Unerklärbarem ist allen Kulturen gemeinsam; eine Form des Umgangs damit, nämlich in der von Ritualen, ebenso. Die markanten Unterschiede im Gemeinsamen bewusst zu machen, kann als ein Grund für eine Kooperation des französischen Körper- und Maskentheaters Onyrikon und dem in Graz lebenden nigerianischen Künstlers Samson Ogiamien angenommen werden.

In einer Musik- und Tanzperformance soll sie im nächsten La Strada-Festival zur Aufführung gelangen. Nun war sie als Probenparcours mit den französischen Künstlern, die in Residence während der Festspielzeit in Graz leben, in einem ersten Versuch zu erleben. Der mitreißende Sog akustisch-visueller Kraft neben der von rhythmischer Bewegung in Verbindung mit „unberührter“ Natur, war bereits zu erfahren. Dass die Produktion über den Effekt des staunenden Zusehens hinausführt, ist keine leichte Herausforderung, aber den Beteiligten durchaus zuzutrauen und ihnen wie dem Publikum für 2019 zu wünschen.

Improbable:  „The Paper Man “, Orpheum Grazam 2. August; Cie Onyrikon & Samson Ogiamien: „Iyagbon Below “; Rosenberg Gelände am 3. August im Rahmen von La Strada Graz