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DanielisDas immerwährend aktuelle Thema der Gewalt gegenüber Frauen wollte Tomas Danielis als „dance, multi-media“ (Flyer) umsetzen. Formal gelingt ihm das auch tatsächlich in einem relativ ausgewogen ineinandergreifenden visuellen Gebilde aus Tanz, Sensortechnik und IR Tracking. Allerdings bleibt dieser Versuch eines Miteinanders der Medien, das die Aussagemöglichkeit potenzieren und vertiefen sollte, auf weiten Strecken in einem additiven Nebeneinander stecken.

So sind die großflächigen Projektionen nicht nur immer wieder schwer entschlüsselbar, weil sie in den vorderen Reihen schlecht zu sehen sind, sondern auch, weil sich, was ganz besonders für den im Grafischen sich artikulierenden und arrangierten Schlussteil gilt, bei allem Bemühen keine Verbindung zum eigentlichen Thema herstellen lässt. Und: Die darin hie und da eingestreuten und (auf-)klärenden Wörter und Worte wie „no control“ oder „we schould hide under the blanket“ bedurften nicht wirklich dieser aufwendigen Technik (Visualenvironment: Alexander Nantschev, Musik: Lubomir Panak).

Die lange Passage des digital kreierten, verzerrten „Schattens“ des sich am Boden bewegenden Künstlers unterstrich hingegen vor allem eines: Dass diese Performance nicht so sehr den Missbrauch von Frauen zum Thema hat, sondern nachvollziehbar viel eher das, was in einem Art Untertitel angegeben wird: „ portrait of an autocrat“, das Abbild eines selbstverliebten, machthungrigen Mannes also.

Der Versuch einer Annäherung an ein weltweit existierendes Problem für Frauen mündet und endet hiermit wieder einmal in einer „Nabelschau“ des Mannes.

Daran ändert auch nicht eine noch so gut performte Szene Danielis‘ am Mikrofon viel, wenn er, das Sprechen simulierend, beim eingespielten Text, letztlich „unfähig ist“, das (als Frau) Erlebte zu verbalisieren und damit für andere begreifbar zu machen. (Auch wenn diese Szene eine der intensivsten Sequenzen des Abends zum Thema war).

Dass Thomas Danielis viel an Bühnenpräsenz aufweist und sein darstellerisches Bewegungs-Engagement von außergewöhnlicher Intensität ist, das steht auf einem anderen Blatt; ebenso sein tänzerisches, in einigen Phasen begeisterndes Können. Sein authentisches Agieren, ein tiefverankertes Vermittlungsbedürfnis sind nicht nur nachvollziehbar, sondern berühren immer wieder auch. Aber: Mit dem angeführten Thema selbst hat dies nur ganz selten ewas zu tun.

Tomas Danielis: “Mainly Love” am 10. Dezember 2016 in Theater am Lend.