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balthazar iconMit einem hervorragenden Tänzerensemble stellte der Choreograf Nikolaus Adler im Theater Nestroyhof Hamakom seine neue Kreation „Balthazar“ vor, das auf die Abschlussszene des Films von Robert Bresson zurückgeht, in dem er das Leben der Menschen im Schicksal eines Esels reflektiert. Der Choreograf Nikolaus Adler stellt in seinem Stück aber nicht nur diesen Ausschnitt, sondern auch die cineastische Arbeitsweise in den Blickpunkt. Das Ergebnis ist eine spannende, abwechslungsreiche Szenenfolge.

Der Esel Balthazar, der inmitten einer Schafherde zum Sterben Platz nimmt, rührt zu Tränen. Die Schafe scharen sich um ihn, die Hunde versuchen bellend Ordnung zu schaffen, alle entfernen sich, Balthazar stirbt. Diese Szene wird im Tanzstück inklusive aller Kameraaktionen verbal erklärt sowie pantomimisch präzise dargestellt. Einzelne Gesten daraus werden im Laufe des Stücks von den Tänzern immer wieder aufgenommen, bemüht, die Ausgangsidee nicht aus den Augen zu verlieren. Und solange sie nah an dieser bleiben, ist die Projektionsebene, die der Choreograf für die Emotionen der Zuschauer eröffnen will, intakt.balthazar2

Noch einige Male gibt es diese Wort-Gesten-Spiel, etwa um einen Esel zu erklären; am Ende werden die Perfomer zu Schubert-Musik das Sterben von Balthazar verkörpern. Das sind einige Highlights des Abends. Weniger schlüssig sind hingegen jene Szenen, die vom Thema zu weit abdriften und eine Verbindung zum Film nicht mehr erkennen lassen. Da wird es zuweilen auch recht banal. Auch dann schaut man den Tänzern Laura Fischer, Katharina Illnar, Pauline Stöhr, Etienne Aweh, Ardee Dionisio und Florian Pizana gerne zu, lauscht gerne der Musik von Martin Klein – und sucht doch immer das Grautier.

Vielleicht ist diese ständige Präsenz bei Abwesenheit aber auch das „Geheimnis, das es zu bewahren gilt“, von dem Bresson in einer Einspielung spricht. Denn obwohl der Tod sein Ausgangspunkt ist, ist es Adler gelungen, ein leichtes, farbiges und lebensbejahendes Stück zu kreieren.

Nikolaus Adler: „Balthazar“, Premiere am 28. April 2016 im Theater Nestroyhof – Hamakom, Weitere Vorstellungen: 29., 30. April, 4., 6. und 7. Mai 2016

Wiederaufnahme von 26. bis 28. April 2018 im WUK