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nadaproductions1Für ihre Performance-Arbeiten forscht Amanda Piña im Fundus getanzter Folklore und will sie für das heutige Publikum wieder sicht- und erlebbar werden lassen. Im Rahmen ihres mehrteiligen Projekts „Endangered Human Movements“ war nun Volume 2 unter dem Titel „Dance and Resistance“ im Tanzquartier Wien zu sehen. Eine sorgfältig inszenierte Show, die sowohl indigenen Tanzritualen als auch dem Bühnenszenario zeitgenössischer Performances gerecht wird.

Vier Tänzerinnen (Amanda Piña, Alma Quintana, Yusimi Moya Rodriguez und Linda Samaraweerová ) beginnen mit einem ruhig dahinfließenden Kreistanz. Elegant wiegen sie eine Art von Papierschal mit Quaste im Arm, vielleicht wären diese in der Originalchoreografie Palmwedel. Später werden sie bei einem weiteren Rundtanz von über 20 Gästen aus dem Publikum verstärkt, und Solanghe Enriquez Barrios und der junge Liam Spaenjers legen einen hinreißenden Stepptanz hin. Tänze bis zur Ekstase, Tierverkörperungen und eine achtarmige Göttin – die Elemente folkloristischer Tanzpraxis sind klug in das choreografische Konzept eingebaut. Dazu Perkussionsbegleitung (Shayna Dunkelman und Christian Müller), die im Laufe der 70 Minuten zunehmend elektronisch verbrämt wird und zu einem mächtigen Sound anschwillt, ohne jemals den Impakt des stetigen Rhythmus zu dämpfen. Immer heftiger wird die Musik, wird der Tanz.

Daniel Zimmermann (der mit Piña unter dem Label "nadaproductions" zusammenarbeitet) hat das Publikum kreisförmig um den Tanzplatz auf der Bühne angeordnet, die rundherum mit weißen Stoffbahnen abgehängt ist. So wird es Teil des rituellen „dance tribe“ einerseits. Andererseits bleibt es distanziert. Dafür sorgt auch das Lichtkonzept von Victor Durán, das mit Verdunkelungen, Blackouts und heller Beleuchtung für eine abwechslungsreiche Bühnenstimmung sorgt.nadaproductions2

Nicht ganz nachvollziehbar sind die Projektionen  auf den Vorhängen: abstrakte Muster, Revolver-Pattern oder Logos internationaler Konzerne. Das mag auf den Titel „Dance and Resistance“ verweisen, denn laut Programmheft „erforscht die Performance den potentiellen Widerstand des Körpers in der gegenwärtigen neoliberalen Marktwirtschaft …“

Die Performance kann allerdings auch bestehen, ohne krampfhaft nach einer politischen Rechtfertigung zu suchen. Denn dem Team um Amanda Piña ist es gelungen, Bewegungen von zunehmend aus dem Gemeinschaftsbewusstsein schwindenden Tänzen in einen aktuellen Zusammenhang zu stellen und damit wieder zu Leben zu erwecken. Das ist eine politische Handlung und kulturelle Haltung, die ohnehin weit über gegenwärtige Wirtschaftsfragen hinausgeht.

Amanda Piña/Daniel Zimmermann/nadaproductions "Dance & Resistance. Bedrohte menschliche Bewegungen Vol.2", 19. März 2016 im Tanzquartier Wien.

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