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lucindachildsMit der Wiederaufnahme einer Arbeit aus dem Jahr 1983 gastierte die Lucinda Childs Dance Company im Festspielhaus St. Pölten. Die geometrisch-mathematischen Anordnungen, die nach einem Farbschema von rot, weiß und schwarz gekleideten Tänzern ausgeführt werden, zeugen von der präzisen Tüftelarbeit der Ikone der Postmoderne. Im Zusammenspiel mit minimalistischer Musik (diesmal von John Adams) ruft Childs Choreografie beim Zuschauen eine Art Trance-Zustand hervorruft.

„Available Light“ entstand ursprünglich für das Museum of Contemporary Art in Los Angeles, und zwar als es sich noch im Bau befand. Das Setting mit zwei Ebenen vom heutigen Star-Architenkten Frank O. Gehry reflektiert diesen rohen Zustand. Die obere Ebene ruht auf einer Art von Metallkäfigen, der Hintergrund ist eine Maschendraht-Fläche. Auf der unteren Ebene entstehen hinter den Metallkonstruktionen durch ein raffiniertes Lichtkonzept verschiedene Stimmungen (Beverly Emmons, John Torres), Die Hauptaktionsfläche ist aber ein weiß oder rot ausgeleuchteter leerer Raum davor.

Ausgangspunkt für Lucinda Childs Bewegungsrepertoire ist das klassische Ballett. Deren virtuose Schritte, Sprünge, Drehungen verwendet sie mit Leichtigkeit und Lässigkeit, gleichzeitig bleibt der Oberkörper stets aufrecht. Einfache, kurze Bewegungssequenzen werden zur Musik wiederholt, versetzt oder im Kanon getanzt. Dabei scheinen die Farben der Kostüme das mathematische Muster, nach dem Childs vorgeht, zu bestimmen. Trotz der schnellen Arm- und Beinbewegungen erweckt diese Haltung einen formalen Eindruck. Die Körper sind weit entfernt von klassischem Gleichklang – hier sind Tänzer mit unterschiedlichen Formen zugange die durch ihre Genauigkeit der Bewegungen als Corps ein bestechend harmonisches Bild liefern. Als weiteres Markenzeichen der Choreografin spielt auch in diesem Stück die Diagonale eine große Rolle. (Unvergesslich Childs Solo aus den 1976 Jahren aus „Einstein on the Beach“ zu Philip Glass’ Musik, bei dem sie sich fast ausschließlich entlang der Diagonale dreht.) 

23 Jahre nach der Uraufführung wirkt das Stück wie das, was es ist: ein Gruß aus den frühen 1980er Jahren. Faszinierend, da man sich einmal mehr davon überzeugen konnte, wie präzise im postmodernen Tanz – der mit so vielen Traditionen gebrochen hat – gearbeitet wurde.(Vor einigen Jahren war bereits Childs Klassiker „Dance“ im Tanzquartier Wien zu sehen. Tanz.at berichtete.) Gleichzeitig wirkt die Strenge der Choreografie für das heutige Publikum wohl eher kalt und unnahbar, doch das mag auch an John Adams Musik liegen, die über weite Stellen monoton vor sich hinplätschert und sich erst im letzten Viertel in Tempo und Sound steigert. In jedem Fall ein tanzhistorisch einzigartiges Stück, schon allein wegen der beteiligten Künstlerpersönlichkeiten, die zur Entstehungszeit in einer relativ frühen Phase ihres Schaffens standen.

John Adams, Lucinda Childs, Frank O. Gehry: „Available Light“ am 13. November im Festspielhaus St. Pölten.

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