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hotzunyenMythen & Kuriositäten. „Ten Thousand Tigers“, des aus Singapur stammenden Film-, Video- und Performance-Künstlers Ho Tzu Nyen, dringt in die Tiefen der malaysischen Geschichte. Die Bühne in der Halle G im Museumsquartier gestaltet er als Wunderkammer voll von Relikten und allerlei  Mystischem.

Antiker Futurismus. Ein Flügelaltar, der nach und nach in Laden und Kammern Neues und Altes erweckt, Digitales und Analoges entblößt: Alte Abspielgeräte neben modernster Video-Technik, traditionelles malaysisches Puppenspiel neben Scherenschnitt-Figuren und realen Schauspielern. Ho Tzu Nyen hat dazu, halb scherzhaft, den Ausdruck „antiker Futurismus“ gebraucht. “Das  ist vielleicht meine Art, anwesend zu sein, indem ich die Gegenwart diesem zweifachen Bruch unterziehe“,  sagt er im Künstlergespräch der Wiener Festwochen.

Verdrängte Vergangenheit. „Ten Thousand Tigers“ setzt den Beginn der Erzählung vor zwei Millionen Jahren an, als sich der Tiger in Ost- und Südostasien ausgebreitet hatte und es vom Homo sapiens noch keine Spur gab. Danach soll der „Tiger“ - der in der malaysischen Geschichte für vieles steht und als Meister der Verwandlung mystifiziert wird - bis zur Gegenwart noch verschiedene Gestalten annehmen.

Das schlimmste Raubtier für den Menschen waren stets die anderen Menschen“ -  Ho Tzu Nyen knüpft Verbindungen zur verdrängten kommunistischen Vergangenheit und zu dem größten Verräter der Parteigeschichte: zum Dreifach-Agenten Lai Teck, der 1939 zum Generalsekretär der Malaiischen Kommunistischen Partei bestellt wird. Auch erzählt er die Geschichte der japanischen Invasion von 1941 unter dem „Tiger von Malaya“,  General Yamashita Tomoyuki. Und die des kommunistischen Guerillakriegs im malaysischen Urwald und vieles mehr aus der Geschichte Malaysias, das heute im Land nicht mehr gerne erinnert wird, wie Ho Tzu Nyen im Publikumsgespräch erzählen wird.

Bildertheater. Ho Tzu Nyen bringt „Ten Thousand Tigers“ als wundersam bebildertes Hörspiel,  mit vier Schauspielern auf die Bühne (Bani Haykal, Hiro Machida, Risman Putra, Sim Pern Yiau). Die Schauspieler werden zu Lebend-Installationen in Einzel-Kammern, die als Teile einer Gesamt-Bühne konzipiert sind. Im Verlauf des Stücks eröffnet die Bühne unzählige Fenster, in denen alte Bücher und Figuren stehen, Getreide wächst, Wasser sprudelt, Kriege ausgefochten werden oder traditionell malaysisches Puppentheater gespielt wird.

Einfach schön, trotz vielleicht allzu ausufernder Schlüsse und einem pädagogischen Ansatz. Aber hier scheint sich Ho Tzu Nyen ganz im Rahmen der Theaterkultur seiner Heimat zu bewegen, wie er im Publikumsgespräch launig sagt, wo nach jeder Theaterpremiere Umfragen nach dem pädagogischen Wert des Stückes erfolgen.


Ho Tzu Nyen, Ten Thousand Tigers, 2.6.2014 Halle G im Museumsquartier, Wiener Festwochen www.festwochen.at, weitere Vorstellung am 4.6.2014, 20.30

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