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konstanztrioIm MuTh gehörten zwei Abenden den Tanz-Studierenden an der KONSuni. Die Professorinnen des Konservatorium Wien Privatuniversität Esther Balfe und Christina Media zeigten die Arbeit ihrer Schülerinnen unterstützt von Gastchoreografen. Georg Blaschke, Elio Gervasi und Simon Mayer haben mit den Studentinnen erfolgreich gearbeitet.

Um es gleich vorwegzunehmen: Zu sehen war ein perfekter, fesselnder, auch unterhaltsamer Abend, der gar nichts von einer Schüleraufführung an sich hatte. Esther Balfe und Christina Median und die Gastchoreografen Blaschke, Gervasi und Mayer haben mit den jungen Frauen (junge Männer sind nur vereinzelt vertreten) Choreografien erarbeitet, die sich in ihrer Geschlossenheit und Präsenz ebenso sehen lassen können, wie durch die Präsenz der Tänzerinnen.

Forsythe über alles. Esther Balfe ist durch ihre Mitwirkung beim Ballett Frankfurt und bei der Forsythe Company (wo sie immer noch als Gasttänzerin aktiv ist) vom Forsythe-Virus infiziert und versteht es wunderbar ihre Schülerinnen damit anzustecken. Mit den Studierenden des letzten (4.) Jahrgangs zeigte sie die erste der „Three Atmospheric Studies“ (Forsythe, 2005 /06), Forsythe pur, frappierend klar und präzise. Auf der Bühne herrscht Krieg und Chaos, das sich im zweiten Teil der Performance – ein Teil des 2005 entstandenen Forsythe-Stückes „Clouds after Cranach“– in Trios, Duos und Solos auflöst, Forsythes unnachahmliche Körpersprache paraphrasierend. Die Präzision und Ernsthaftigkeit der Aufführung, ließ schon ahnen, dass alle neun Studentinnen ihren Bachelor erhalten werden.

Getanztes Gedicht. Sicherheit gab dann die Aufführung (alle gezeigten Stücke sind ja Uraufführungen) „verzweigt“, eine traumhaft schöne Choreografie von Georg Blaschke. Mit einem Auszug aus einem Gedicht, dass der Performer Robert Steijn („united sorry“ mit Frans Poelstra) für eine fiktive Performance Blaschkes geschrieben hat, haben acht Studentinnen des Abschlußjahrgangs je ein kurzes Tanzsolo erarbeitet, die vom Choreografen ohne Zutaten zu einem Gruppenstück verwoben worden sind. Als Basis für die Bewegungsrecherche diente ein Feldenkrais-Workshop von Sascha Krausneker. Eine ausgereifte, wunderbar fließende Vorstellung, die ich gerne wieder sehen würde. konstanzduo

Es geht auch mit Humor. Die erste Klasse, trainiert von Christina Medina, zeigte eine Improvisation zum Thema Zeit und der 3. Jahrgang ein witziges Stück über Selbstwahrnehmung, Körperbilder, Schönheit und deren Korrektur. Wie sehr die Tänzerinnen, assistiert von Wie-Da Chen, dem einzigen Mann im Jahrgang, sich mit den Fragen identifiziert haben, war an der engagierten Performance zu genießen. „I wanna 1“ wurde in fleischfarbener Unterwäsche zur Musik der Spice Girls getanzt und zeigte nicht nur dass (angehende) Tänzerinnen auch Humor haben. Bei der Recherche hat Medina die Tänzerinnen unterstützt.

Traumtänzerinnen. Als wären sie in Trance lässt Simon Mayer die Studentinnen (samt Maximilian Bätz, der männlichen Minderheit) des 2. Jahrgangs auf die Bühne kommen. Wenn sie allmählich aufwachen, hört man Knochen knacksen und das Klatschen der Hände, ein Mikrofon verstärkt Atemgeräusche, Solo oder im Duett geblasen. Mayers Stück ist für die Mitwirkenden anstrengend und für die Zuschauerinnen rätselhaft und endet nach elfenhaftem Gesang mit dem Atem, der auf der Bühne bleibt, auch wenn die Tänzerinnen schon entschwunden sind. „WE“ nennt Mayer seine weniger auf eine Demonstration der Körperarbeit als auf ein emotionales Erlebnis ausgerichtete Choreografie, die auch einen musikalischen Beitrag einer Studentin beinhaltet hat. Bei Elio Gervasis Choreografie war Forsythe schon in weiter Ferne. „N-O“, mit einer aus 3. und 4. Jahrgang gemischten Gruppe erarbeitet, ist ausgewogen und angenehm anzusehen. Die 12 Mitwirkenden bilden Gruppen und tanzen zu zweit oder im Trio, Formationen entstehen, fallen auseinander und ordnen sich neu. Maiko Sakurai hat die Kostüme entworfen, die Musik war vom brasilianischen Komponisten Tato Taborda und Leonie Wahl unterstützte Gervasi als choreografische Assistentin.

Fazit. Vor einer Woche war im Odeon die „Ballet & Performance Days“ zu sehen, eine vom Ansatz her vergleichbare Veranstaltung, sollten noch junge Tanzschülerinnen zeigen, was sie können. Dass bei der vom Österreichischen Tanzrat (ÖTR /Austrian Dance Council) patronisierten Veranstaltung sowohl Institute, die eine professionelle Ausbildung anbieten, wie auch Tanz- und Ballettschulen jeglichen Niveaus geladen sind, ist im Sinne der Netzwerkarbeit, der Kommunikation und des fachlichen Austausches nicht zu verwerfen. Nicht zu ertragen ist jedoch, dass es bei der Auswahl der Teilnehmenden keinerlei Standards gibt und die Vorstellungen ein schmerzhaftes Mischmasch von Laiengruppen und ernsthaft Studierenden, von engagierten Choreografien und läppischen Versuchen klassische Stücke zu imitieren, bieten. Die mangelnde Dramaturgie und der vom Moderator angeschlagene „Ach wie lustig ist es hier, wie bei Dancing Star“-Ton, machen es professionellen Schulen nahezu unmöglich sich an diesen „Ballet & Performance Days“ weiterhin zu beteiligen. Denn Hopsen und Hüpfen macht sicher Spaß und ist auch gesund, Tanz, der vor Publikum gezeigt wird ist es nicht.

KONS/tanzt, Eine Produktion der Studiengänge Tanz (Studiengangsleitung: Nikolaus Selimov) mit Choreografien von Esther Balfe, Christina Median, Georg Blaschke, Elio Gervasi, Simon Mayer, gesehen am 10. Mai 2014, im MuTh – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben.

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