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iptchouinarmichauxMit dem brandneuen Stück „Gymnopédies“ und dem bei ImPulsTanz 2011 uraufgeführten Ballett „Henri Michaux: Mouvements“ begeisterte Marie Chouinards Compagnie das Publikum im Volkstheater. Als Draufgabe turnten, tanzten und blödelten die Mitwirkenden so lange auf der Bühne und im Zuschauerraum, bis die letzten begriffen hatten, dass der Abend beendet ist.

Zwei recht unterschiedliche Choreografien hat die kanadische Tänzerin und Choreografin diesmal nach Wien mitgebracht. Werden die TänzerInnen in „Henri Michaux: Movement“ zu fließenden, fliegenden Zeichen, exakt in den Bewegungen, doch emotionslos, so geht es in „Gymnopédies“, zur Musik Eric Saties, uraufgeführt im Juni in Lissabon, wie so oft bei Chouinard um Erotik und Sexualität. Deuten die zu Beginn aufrauschenden Takte aus Richard Wagners Tristan-Ouvertüre noch an, dass es um romantische Gefühle gehen wird, so widerspricht Satie, seine Musik (Gymnopédie 1, 2, 3 von 1888) ist alles andere als romantisch.Die tanzenden Paare sind viel zu aufgeheizt, um sich im Mondenschein Gedichte zuzuflüstern, lieber kommt man schnell zur Sache.

Um ein Gedicht und die Illustrationen dazu ranken sich die „Mouvements“ (Bewegungen). Chouinard liest ein Buch des belgischen Malers und Dichters Henri Michaux († 1984), das hauptsächlich aus abstrakten Tuschzeichnungen besteht, in der Mitte Verse abgedruckt, am Ende gibt es ein Nachwort des Dichters. Marie Chouinard liest das Buch als choreografische Partitur und lässt ihre exzellente Compagnie das gesamte Buch tanzen. MItunter erkennt man kurz die Übereinstimmung der tänzerischen Bewegungen mit den auf der Videowand gezeigten klecksartigen Zeichnungen Michauxs. Ganz in Schwarz gehüllt werden die TänzerInnen  auf der weißen Bühne selbst zu Zeichen, nicht starr sondern überaus biegsam, akrobatisch und dennoch harmonisch und exakt. Die Partitur muss man da gar nicht kennen, Henri Michaux nicht gelesen haben. iptchouinardgymnopedies

Nahezu ein Kontrastprogramm schnurrt nach der Pause mit den „Gymnopédies“ ab. Die TänzerInnen sitzen selbst am Piano, obwohl die meisten noch nie ein Klavier angerührt haben. Chouinard hat ihnen eine Klavierlehrer bezahlt und so können jetzt alle 11 Mitglieder der Compagnie die Gymnopédies von Eric Sati live spielen. Für "Mouvements" kam die elektronische Musik von Chouinards Hauskomponisten Louis Dufort. Satie aber schien der Choreografin geeignet, die Möglichkeiten des Pas de deux auszuloten. Für sie enden diese immer wieder bei der innigen Umarmung, der lustvollen Verschlingung, dem explodierenden Orgasmus. Die Erotik hat viele Gesichter und in alle sieht man mit Vergnügen.

Cie. Marie Chouinard: „Gymnopédies“ „Henri Michaux: Mouvements“, 7. August, Volkstheater, im Rahmen von ImPulsTanz.

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