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Mutig und unterhaltsam. Die aus Argentinien stammende und in Berlin mit ihrer Compagnie Dorky Park arbeitende Choreografin Constanza Macras zeigte zur Eröffnung der Wiener Festwochen die Uraufführung eines Tanz-Theater-Sing-Stückes über die Roma. Nicht nur. „Open For Everything“ handelt nicht allein von Roma sondern ist ein Abend mit Roma – TänzerInnen, Sängerinnen und Musikern.

Sie tanzen singen, erzählen aus ihrem Leben (meist auf Ungarisch), spielen die Geige und das Cymbal und machen das nicht, um Mitleid oder Empörung über die Ausgrenzung und Diskriminierung zu erbetteln, sondern weil sie Künstler sind, die in einem Bühnenstück mitwirken, gemeinsam mit den Profis der Compagnie. Und weil sie etwas mit dem Publikum teilen wollen, ihre Erfahrungen und Erinnerungen.

Nur in der Vollendung zu sehen ist die gigantische Vor-Arbeit, die Macras mit ihrem Team geleistet hat. Auf einer Reise durch Ungarn, die Slowakei und die Tschechische Republik suchte sie die 17 Roma-MusikerInnen, TänzerInnen und AmateurInnen aus, die mit fünf Tänzerinnen der Kompanie (aus Israel, Deutschland, den Niederlanden, Kanada und Süd-Korea) dieses wirre, wilde, herrliche Stück zustande gebracht haben. Beim Casting in Ungarn entstand auch der Titel des Stückes. Die Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, die sich vorstellten, taten dies alle mit dem gleichen Satz: „I am open for eerything / Ich bin offen für alles“. Sie meinten, sie würden als Folkloreaufputz für einen Fernsehfilm gebraucht. Die einzelnen Szenen der dramaturgisch spannungsreich aufgebauten Abends entstanden aus Gesprächen mit den meist jugendlichen Mitwirkenden.

Obwohl Macras erzählt, dass die Roma, die sie getroffen hat, keine Nomaden sind, sondern seit mehreren Generationen sesshaft, durchzieht das Thema des Reisens, des Ankommens und Abfahrens (symbolisiert durch ein altes Auto, aus dem zu Beginn nahezu die gesamte Truppe quillt) das ganze Stück. Dabei geht es auch um die Tänzer von Dorky Park, die auf ihren Tourneen auch zu Nomadinnen werden. Auch sie beschäftigen sich mit Fragen der kulturellen Identität, der Heimatlosigkeit und der Anpassung.

Im Programm sagt die Publizistin Renate Klett, dass Macras „keine Politdokumentation“ zeigen will, „sondern eine Gruppe sehr unterschiedlicher Menschen, die von ihrem Leben erzählen, von ihren Träumen Verzweiflungen und Leidenschaften“. Und das ist nicht immer traurig, sondern auch witzig und schön.

Man darf sich bei diesem Stück auch wohlfühlen und unterhalten, weil auf der Bühne AkteurInnen tanzen, singen, turnen, auf einem Pappmaché Zebra reiten und Musik machen, die dem Publikum ihr volles Herz und ihr künstlerisches Engagement geben. Sie verlangen nicht Betroffenheit sondern Respekt.

Constanza Macras: „Open for Everything“, Uraufführung im Rahmen der Wiener Festwochen, 10.Mai, Museumsquartier.

Weitere Vorstellungen: 13., 14. Mai.

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