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odeont_anowakEine aufwändige Choreografie mit elf TänzerInnen von Elio Gervasi und je ein Solo von Nanina Kotlowski und Anna Maria Nowak bildeten den Abschluss des zweiwöchigen Festivals OdeonTanz3. Ein Abschlussabend, der weniger bewusst programmiert als  zufällig zusammengestellt wirkte. Was nicht an der Qualität der Darbietung lag.

In seinem neuen Stück „tracce – in“ beschäftigt sich Elio Gervasi, der diesmal selbst mit getanzt hat, mit „Spuren“. Spuren, die zufällig entstehen, Spuren, die Menschen absichtlich hinterlassen, Spuren, die verloren oder verwischt werden und Spuren, die Menschen finden und aufnehmen. Schon im Probenprozess konnten Tänzerinnen und Tänzer auf Spurensuche gehen und Spuren anlegen. Gervasi hat das Ensemble (elf TänzerInnen inklusive ihm selbst) aus vier Mitgliedern seiner Company (Yuki Koji, Paula Aradia Reye, Leonie Wahl, Salvatore La Ferla) und sechs neu Hinzugekommenen (Sara Canini, Kyra Chlebowski, Selenia Delfino, Magdalena Jankowska, Anna Schumacher, Patric Redl) gebildet. Der Prozess des einander Kennenlernens, die Die gemeinsame Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Auffassungen und dem unterschiedlichen Bewegungsvokabular machte Gervasi zum Zentrum seiner Choreografie. Spannend war, für die Mitwirkenden wie die Zuschauer, auch die unterschiedliche Tanzerfahrung, die die Einzelnen auf die Bühne brachten. Studierende der Konservatoriums Wien Privatuniversität bewegten sich mitten unter erfahrenen Tänzerinnen wie Leonie Wahl oder Yuki Koji.

Die Begegnungen am Beginn finden nur zaghaft statt, man beobachtet einander, marschiert im Gleichschritt, bricht aus, will aufgeben, wird wieder zum Mittun aufgefordert, erstarrt und steht unbeweglich wie eine Pflanze auf dem sandfarbenen Untergrund. Im zweiten Teil nähern sich die Tänzerinnen und (drei) Tänzer einander an, die Company wird homogener, auch wenn sie sich immer wieder auflöst und zerstreut. Ein wenig mehr Struktur und Verdichtung hätte dem Stück nicht geschadet, doch wie man sehen konnte, ließen sich nicht nur die TänzerInnen sondern auch Choreograf und Mittänzer Gervasi von den feinen Spuren, die sie gelegt haben, hinreißen. So war das Ende schwer zu finden.

Komprimiert und strukturiert hingegen wirkte nach der Pause die Arbeit von Nanina Kotlowski, die mit ihrem (zu) kurzen Solo „Arthur“ nicht nur den gesamten Bühnenraum im Odeon Theater durchquerte sondern das pralle Leben. Veronika Mayerböck schuf mit einer scharf wechselnden, sensibel auf die Tänzerin eingehenden Beleuchtung die nötige Stimmung. Da braucht es keine Bühnenmöblierung.

Anna Maria Nowak wählte für ihr Solo „“ das schmale Seitenschiff hinter den massiven Säulen, die die Bühne des Odeon rechts und links begrenzen, um nach einer Möglichkeit zu suchen, sich selbst zu transformieren. In ein wieherndes, schnaubendes Pferd etwa, einen stolzierenden Vogel, oder einen Hirsch, der versucht, seine juckende Haut abzureiben. Aus der Haut zu fahren? „Outside gets inside“, hören wir als Text. Es geht Nowak darum, sich selbst neu zu definieren. Dazu hängt sie sich in schwindelnder Höhe an ein fahrbares Metallgerüst und lässt den Wind rauschen und ihren Atem pfeifen. Die Tänzerin sucht sich selbst und ändert dadurch auch die Distanz zum Publikum, verringert sie, vergrößert sie aber auch. Eine atmosphärisch dichte Arbeit, die durch die von Anna Mendelssohn verständlich gesprochene (fast erklärende) Texte sparsam unterstützt worden ist.

OdeonTanz3, Serie IV, gesehen am 14. Oktober 2011 im Odeon Wien.

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