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Rausch1Schöne neue Glitzer-Welt: Wellig wogend erstreckt sich bühnenweit die von Lisa Horwath verführerisch gestaltete Fläche: zum Hineinkuscheln; wie die zum Versinken einladenden Klangflächen von Philipp Streicher, die auch die Phasen der Stille tönen lassen. Kaum merklich vorerst beginnt es sich allerdings in diesem Lametta-Meer zu bewegen, zu brodeln.

Zwei Menschen schälen sich aus ihrer schimmernden Verkleidung. Und die anfangs kaum zu erhaschenden, leisen Wortfetzen aus dem Off, „geborgen, entspannen, irgendwie verloren“, entwickeln sich zu Wort und Satzflächen: „Mann, es war schon ganz anders, schrecklich, immer ein Muss dabei“. Verbalisierte Gedanken in Monologform sind es, die, zum Teil gleichzeitig oder überschneidend von den beiden Protagonisten, zwei unbekleideten Männern, geäußert, nach Gehör und damit nach Halt suchen.Rausch2

Ein schrittweises Erkennen und Definieren der Projektionen anderer und ein Suchen nach dem eigenen, tatsächlichen Ich ist es, was sich da in der einstündigen Tanzperformance der Grazer Performancegruppe „Das Planetenparty Prinzip“ entwickelt. Etwas, das im langsamen, plappernd reflektierenden Durchschauen der Mechanismen rund um das konstruierte, erwünschte und letztlich oktroyierte Bild vom Phänomen „Mann“ hie und da neben Humor und Ironie auch Kritikfähigkeit an den gesellschaftlichen Anforderungen und Erwartungen an diesen, am gegebenen Klischee entstehen lässt; emotional eingebettet zwischen Hilflosigkeit und brachialer Zerstörungswut. 

Rausch3Unter der Regie von Victoria Fux und in der Choreografie von Veza Fernandez verkörpern Moritz Ostanek und David Valentek in ihren Alltagsbewegungen, in ihren sportlichen Ertüchtigungen wie in ihren „reizenden“ Posen nicht nur weitgehend glaubhaft, sondern auch Mitgefühl erweckend zwei Männer unserer Zeit, die den ihnen unbekannten Weg emotionaler Öffnung in all dem ihnen an Rollenhaftem Übergestülptem, aber sehr wohl auch noch selbst Angestrebtem suchen.Rausch4

Der titelgebende „Rausch“ ist also eher ein unentrinnbarer Strudel und die im Ankündigungstext formulierte Weltverbesserungsabsicht eher als Ausbruchsversuch aus überkommenen, alltäglichen Männer-Träumen und einengenden Männer-Rollen zu erleben.

Aber das gelingt gut und unterhaltsam – ohne ganz oberflächlich zu sein, und ist jedenfalls im großen Feld der Emanzipation ein noch viel zu wenig erörterter. 

Das Planetenparty Prinzip: „Rausch“ am 24. Februar 2022, Premiere am 24.2.2022 im Kristallwerk Graz, letzte Vorstellungen 27. Februar,  www.planetenparty.at

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