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kieslertheater„Die Kulisse explodiert“. Ein Ausspruch des Theatervisionärs und Architekten Friedrich Kiesler (1890 Czernowitz – 1965 New York), den Kuratorin Barbara Lesák, einer eindrucksvolle Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum als Titel gegeben hat. Lesák ist es zu verdanken, dass Kieslers Visionen und theatralischen Pionierarbeiten auf einprägsame Weise ans Licht geholt worden sind.

Schon zu Lebzeiten eher als Geheimtipp der Kunstszene bekannt, geriet Kiesler nach seinem Tod nahezu völlig in Vergessenheit, war vor allem in Europa nur wenigen Eingeweihten bekannt. Erst mit einer Ausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts (1988), die Kiesler als „Architekt, Maler, Bildhauer“ vorstellte, wurde an den künstlerischen Universalisten erinnert. Nun widmet sich Lesák, eine der ersten Kiesler-Forscherinnen, ganz dem theatralischen Schaffen Friedrich Kieslers. Staunend versteht man, wie viel von Kieslers Ideen, die kaum je realisiert worden sind, in das heutige Verständnis von und die Arbeit am Theater eingeflossen ist, ja als selbstverständlich erscheint.

Klar strukturiert und abwechslungsreich. Lesák hat die reichhaltige Ausstellung als Weg zu den zentralen Punkten von Kieslers (Vor)Denken gestaltet. Die Besucherin muss sich Zeit nehmen, um die Fülle der Überlegungen, Entwürfe und Modelle so richtig zu verstehen und zu genießen. „Endless Theatre“, „Universal Theatre“, die ersten elektromechanischen Kulissen, ein neues Ausstellungssystem, ein Kino mit dem heute so geschätzten „Wohlfühlcharakter“, Bühnenbilder treten immer wieder in einen Dialog mit seinen Werken aus anderen Kunstsparten. Kiesler sah das Theater als Experimentierfeld nicht nur für die Erneuerung der Bühnenkunst. Ihm schwebte vor, die technisch-wissenschaftlichen, wie geistigen und sozialen Erneuerung in ein Gesamtkunstwerk zu überführen. „Wir arbeiten für den gesunden Körper einer neuen Gesellschaft, und wir haben Vertrauen in die Stärke neuer Generationen, die sich ihrer Probleme bewusst sind.“

„Genug der Projekte. Wir brauchen Wirklichkeiten.“ Einer der ersten Künstler, der sich mit Kieslers Visionen künstlerisch auseinander gesetzt hat, ist der Tänzer und Choreograf Sebastian Prantl. 1997/98 schuf er mit der Choreografie „Raumbühne“ eine vierfache Hommage an Friedrich Kiesler. Als Ausgangspunkt wählte Prantl Kieslers These: „Raum wird erfahrbar durch die Zeit, die sich, durch Bewegung in Raum umsetzt.“ Kiesler hat nicht nur entworfen, gemalt, geformt, sondern seine Ideen und Gedanken auch immer wieder mit Esprit in Worte gefasst: „Die Bühne ist keine Kiste mit einem Vorhang als Deckel, in die Panoramen eingeschachtelt werden. Die Bühne ist ein elastischer Raum. Wenn die Bühne aufgehört haben wird, Bild zu sein kann das Spiel Organismus werden. Dann erfolgt die scheinbar unlösbare Lösung einer planmäßigen Zusammenarbeit Mensch-Gegenstand von selbst.“ Es zahlt sich aus, die Texte Kieslers genau zu lesen, viele seiner „Thesen“ und „Gesetze“, werden heute angewendet oder sollten es zumindest.

Ein letztes Wort: „Wir arbeiten für Theater, die das Theater überlebt haben. […]Das Theater ist tot. Wir möchten ihm ein großartiges Begräbnis geben.“

kieslercover„Die Kulisse explodiert“, eine Ausstellung über die Bühnenvisionen des österreichischen Architekten und Theatervisionärs Friedrich (Frederick) Kiesler im österreichischen Theatermuseum. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung. Noch bis 25. Februar 2013, täglich außer Dienstag 10–18 Uhr zu besuchen (Theatermuseum, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien)

Führung mit Kuratorin Barbara Lesák: 20.2., 16,30 Uhr.

Die Ausstellung wird vom Museum Villa Stuck, München, und der Casa Encendida, Madrid, übernommen.

Katalog: Frederik Kiesler – Theatervisionär, Architekt, Künstler“ , Hrsg. Barbara Lesák, Thomas Trabitsch, Verlag Brandstätter

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