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arlesienneZeitgleich mit der erfolgreichen Aufführungsserie von „Schwanensee“ brillierte das Wiener Staatsballett gestern auch bei der Wiederaufnahme des Dreiteilers „Meisterwerke des 20. Jahrhunderts“ (Premiere Februar 2012) und bewies erneut seine Stärke im modernen Repertoire – in Niels Christes „Before Nightfall“, Roland Petits „L’Arlésienne“, aber auch in Serge Lifars Hommage an das klassische Ballett „Suite en blanc“.

Zur antreibenden Musik von Bohuslav Martinus Doppelkonzert für Streichorchester, Klavier und Pauken hat Niels Christe mit „Before Nightfall“ ein eindringliches, dynamisches Ballett kreiert. Inspiriert von der Zeit, in der Martinu das Werk komponiert hat, verschmilzt der Choreograf darin die Traurigkeit, Verzweiflung und Verwirrung am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Nina Polakova hat ihren Part schon bei der Premiere grandios getanzt, und doch scheint es dazu noch eine Steigerung zu geben, denn gestern war sie in der Interpretation der sich widersprechenden Gefühlswelt einfach umwerfend. Ebenfalls überzeugend alle anderen Beteiligten, allen voran die SolistInnen Ketevan Papava und Eno Peci in ihrem aufwühlenden Pas de deux im ersten und Alice Firenze (in einem Rollendebut) mit Mihail Sosnovshi im letzten Teil des Balletts.

Auch „L’Arlésienne“ von Roland Petit hat nichts von seinem Impakt verloren. Kirill Kourlaev, die Premierenbestzung des Frédéri, hat nun zu seinen Wahnvorstellungen (von der Erscheinung seiner verbotene Liebe, dem „Mädchen aus Arles“) einen Hauch Zynismus dazugegeben. Mit kalt-grausamer Verachtung stößt er seine neu vermählte Gemahlin Vivette (sehr stimmig: Ioanna Avraam) zurück, die immer wieder versucht, ihn zu sich zurückzubringen. Auch die Freunde, die ihn ins Hier und Jetzt zurück bringen wollen, werden kaum eines Blicks gewürdigt.

Seitdem das Wiener Staatsballett auch Landers „Etudes“ im Repertoire hat, erscheint Serge Lifars „Suite en blanc“ wie eine Verdoppelung des Themas. Beide Stücke sind eine Huldigung des klassisch-akademischen Tanzes, wobei Landers dramatische Inszenierung Lifars brave Abfolge in den Schatten stellt. Dazu kommt, dass die Musik bei Landers Ballett – Czernis instrumentierte Etuden – viel vielfältiger und abwechslungsreicher ist als die Partitur von Edouard Lalo. In beiden Werken wird jedoch gleichermaßen deutlich, wo die Wurzeln für die Entwicklung in der Moderne liegen. So auch diesmal, denn keinen Makel gibt es bei der Ausführung. Das Ensemble tanzte animiert und präzise. Alena Klochkova überzeugte in „La Cigarette“ ebenso wie die RollendebütantInnen Laura Nistor und Flavia Soares, Masayu Kimoto, Kyoka Hashimoto und Maria Alati.

Ein glänzender Abend auch dank des Orchesters unter der sorgsamen Leitung von Markus Lehtinen.

Wiener Staatsballett: „Meisterwerke des 20. Jahrhunderts“, Wiederaufnahme am 2. April 2014 an der Wiener Staatsoper, weitere Aufführungen am 3. und 11. April 2014

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