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nutcrackerWeihnachtlich glitzernd präsentierte sich diese TanzNite Special auf der Studiobühne des Grazer Opernhauses – und wie immer bei diesem Format – vor dicht gedrängten Zuschauer-Reihen. „Nutcracker Nite“ lautete der programmatische Titel, in dieser (englischen) Form zusätzlich ein Hinweis darauf, dass es sich um etwas anderes als das meistgespielte traditionelle Ballett „Der Nussknacker“ handeln werde.

Als Einstimmung auf das Grundkonzept und als roter Faden fungierte es nichtsdestotrotz - nicht nur der Jahreszeit entsprechend. Von (videounterstütztem) Lichterglanz und Musik wird man festlich empfangen, von Stimmengemurmel in die Schar der „(Weihnachts-)Gäste aufgenommen. Allein, die immer deutlicher zu verstehenden Satzstreusel wie „ Oh no, you don’t know anything“ machen klar, was als „Wo viel Licht ist, ist viel Schatten“ allgemein bekannt ist.

Vorerst aber dominieren Ausgelassenheit und Festtags-Stimmung, wirbeln die Tänzer über die Bühne, werden Geschenke verteilt. Im folgenden ersten Pas de Deux wird aber auch schon wieder darauf hingewiesen, dass das Thema hier nicht nur die ungetrübte Freude ist, dass neben Wünschen und Begehren auch Ablehnung und Leere existieren. Und auch in seinem ersten verbalen Diskurs bietet Gastgeber Darrel Toulon neben theoretischem Background zum Stück vor allem den Anstoß, über das Drumherum, über die Kehrseiten all dieses Lichterglanzes, dieser Magie nachzudenken.

Er fordert gemeinsam mit den KünstlerInnen der Tanzcompagnie der Oper Graz durch tänzerische Inputs auf, die gezeigten Elemente der traditionellen Ballettversion einmal aus anderen Perspektiven zu sehen und zu begreifen. So etwa, wenn nach dem mitreißenden Tollen der Kinder das Geschwisterpaar in den Fokus kommt: In seiner Ausgelassenheit, in seinem Necken blitzten immer wieder kämpferische Momente durch bis nach dem Auftauchen von Drosselbart endgültig das Konkurrenzdenken die Oberhand gewonnen hat und Clara/Marie alleingelassen, unverstanden zurückbleibt: Überaus witzig wird die Dramatik des daraus folgenden Zornausbruchs anhand von projizierten Comics heruntergebrochen.
Darauf folgt ein formales und thematisches Potpourri mit offensichtlicher Freude am Tun und eigenen Können: Einige tänzerische Köstlichkeiten, angesiedelt zwischen explosiver Lebensfreude, knisternd-erotischem Spiel in begeisternden Variationen und berührend getanzter Selbstsuche zergehen in erfrischend zeitgenössischer wie Traditionelleres zitierender Form (visuell unterhaltsam angelegt und präsentiert: Blumenwalzer und Schneewalzer) auf der Zunge, während anderes aber auch schwerer hinuntergleitet: weil ein Textinhalt doch ein wenig zu lang und überladen daherkommt einerseits. Vor allem aber, weil immer wieder – und das ist gut so - auf die Schattenseiten dieser Zeit, ja auf ihre Absurditäten hingewiesen wird.

So wirkt er auch ein bisschen wortkarg, der Nussknacker in seiner den Abend abschließenden Szene. Dass es ihn aber mit all seiner Magie gibt – daran zu zweifeln traut sich nach diesem Abend niemand mehr.

„Nutcracker Nite“ am 17. Dezember 2014 auf der Studiobühne der Oper Graz. Weitere Vorstellungen: 18., 19., 20., 21. und 28. Dezember 2014

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