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MayerboeckIn einem gemeinsamen Programm lieferte Veronika Mayerböck mit ihrer Lecture Performance „Trash on // on Contemprification“ eine mehrdeutige Analyse über zeitgenössische Kunst, während Michael Turinsky mit Wackelpuddingen ganz auf Sex und Wollust setzte und sein choreografisches Talent erneut bestätigte.

Veronika Mayerböck ist Performerin und Lichtdesignerin. Beides kam bei ihrer Performance zum Tragen. Videoprojektionen als Text und Bild, Powerpoint-Präsentation für die Lecture die sie als Trisha Brown über zeitgenössische Kunstproduktion hält. Ihre Analyse über zeitgenössische Kunst und Künstler ist gewitzt und klingt zynisch. Doch am Ende nimmt sie ihre Perücke ab, outet sich als „fool who loves art“, als Verehrerin von Trisha Brown und endet mit einem sentimentalen Song. Damit nivelliert sie aber das Vorangegangene. Die Performance, die viele gute Ansätze hat, wird letztlich zu einer persönlichen Nabelschau der Künstlerin, die zuvor mit ihrer Präsenz und Wandlungsfähigkeit bestochen hat.

TurinskyDen Abstand, den ein Regisseur hier hätte schaffen könnte, hat Michael Turinsky als Choreograf bei seinem Stück „my body, your pleasure“ eingehalten. Nur wenige Male tritt er selbst auf die Bühne, und diese Auftritte sind sinnstiftend. Etwa wenn die Tänzerin Manaho Shimokawa in seinem Rollstuhl sitzt, von ihrem Wunsch nach Sex spricht und dabei von Turinsky geschoben wird. Oder  wenn er sich am Ende selbst in das orgiastische Treiben schmeißt. Beeindruckend ist aber vor allem die doppelte Körperlichkeit. Die Tänzer (neben der erwähnten Shimokawa überzeugen Alja Ferjan, Leon Maric und Raphael Michon) machen sich die Bewegungen des seit seiner Geburt körperbehinderte Michael Turinsky zu Eigen – nicht als oberflächliche Imitation, sondern durch Erspüren dieser Körperlichkeit. Turinskys Bewegungsmodus ist keine Einschränkung, sondern wird zur Erweiterung des tänzerischen Bewegungsrepertoires, und dieser Transformationsprozess löst beim Zuschauen ein empathische Reaktion aus. Auch wenn es in diesem speziellen Stück noch einiges zu überarbeiten (und zu kürzen) gibt, ist der choreografische Ansatz höchst bemerkenswert. Ebenso wie die Offenheit, mit der Turinsky das Tabu-Thema Sexualität angeht und sich auch nicht scheut zu drastischen Anschauungsmitteln wie rosa Wackelpudding zu greifen, mit dem sich die TänzerInnen genüsslich einschmieren. Die geschickte Lichtregie stammte von Veronika Mayerböck, die darauf abgestimmten Kostüme von Hanna Hollmann, das Bühnenbild besorgte Lena Winkler-Hermaden.

Veronika Mayerböck: „Trash on // on Contemprification“, Michael Turinsky „my body, your pleasure“, 6. Juli 2014 im MOE

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