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poiret„La garçonne“ und der „King of Fashion“. „Wir hätten auf der Hut sein sollen vor diesem knabenhaften Wesen. Mit dem sollten wir noch unser blaues Wunder erleben...“ Womit er recht behalten sollte, der „König der Mode“ Paul Poiret, anfangs Chanels großer Rivale. Im Katalog zur Ausstellung „Poiret: King of Fashion“ wird er nun ausführlich in Bild und Wort portraitiert.

Die Ausstellung „Poiret: King of Fashion“ im Metropolitan Museum of Art im Jahr 2007 kam zustande, als überraschend Kleidung aus der Privatkollektion von Denise Poiret, bis 1928 mit Paul Poiret verheiratet, zum Verkauf stand. Im begleitenden Ausstellungskatalog finden sich nicht nur ausführliche Beschreibungen und hervorragende Abbildungen der vom MET-Museum ersteigerten Garderobe, sondern auch ausgezeichnete Essays, sowie eine Fülle von groß- wie kleinformatigen Abbildungen. Allen voran seien die prächtig kolorierten Pochoirs von Paul Iribe und Georges Lepape genannt, allein ihretwegen lohnt sich die Anschaffung des Katalogs.

Exzentrische, orientalisch anmutende Kreationen in kräftigen, gewagten Farbkompositionen gehörten zu Poirets Markenzeichen. Sehr wahrscheinlich inspirierten ihn Leon Baksts Kostüme für „Shéhérazade“ auf der Pariser Premiere der Ballets Russes 1910. Auch das 1909 von Bakst für Nijinsky entworfene Kostüm als Hindu-Prinz im Pas de deux „L´Oiseau d´or“ in „Le festin“ scheint Poiret 1925 in einem Abendkleid erstaunlich genau zu zitieren. Poiret stritt später jegliche Verbindung zwischen seiner Arbeit und der Kunst von Diaghilevs talentiertem Designer kategorisch ab. Wie auch immer, jedenfalls waren orientalische Kostüme Pflicht für „La 1002e nuit“, einem seiner berühmt-berüchtigten Kostümbälle im Sommer 1911, und in der Frühjahrskollektion des gleichen Jahres dominierten Haremshosen und Hosenröcke, sogenannte jupe culottes. Chanel fand den Poiret´schen Farbrausch, „...diese ganzen Rot- und Grüntöne und dieses Kobaltblau...“ gräßlich und setzte ihr „Kleines Schwarze“ dagegen.

Der hochtheatralische Poiret liebte die (Selbst-)Inszenierung, ihn umgab eine Aura des Dramatischen, was viele Damen der darstellenden Künste anzog. Ida Rubinstein trug „Poiret“, ebenso Isodora Duncan, deren Haus er als „Circe´s Königreich“ dekorierte. Poiret war der erste Couturier, der Mode mit Innenarchitektur verband und das Konzept des „totalen Lifestyle“ bewarb. Mit „Les Parfumes de Rosine“ etablierte er zudem ein Parfum- und Kosmetikunternehmen, auch ein eigenes Wein-Label manifestierte sein Interesse an „l´art de vivre“.

Als notorischer Geldverschwender fehlten Poiret nach dem Krieg die finanziellen Ressourcen, auch mangelte es ihm am Willen, sich den veränderten Bedürfnissen der Frauen anzupassen. Während Chanel sich dem Trend zu jugendlicher, praktikabler und stilistisch einfacher Mode verschrieb, blieb Poiret seiner Vision von Originalität, Individualität und Kunst treu. Massenproduktion zu moderaten Preisen und ein sportlicher Stil waren nicht sein Metier. 1929 schloss Poiret gezwungenermaßen seine Geschäfte.

Harold Koda, Andrew Bolton: „Poiret“, The Metropolitan Museum of Art, New York 2007, 224 Seiten mit 180 meist farbigen Abbildungen

Zu diesem Artikel siehe auch die Beiträge „Chanel - Ihr Leben“ und „Fashion History

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