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oton bausch iconSieben Jahre nach ihrem Tod wrid am 4. März die erste große Ausstellung über Pina Bausch in der Bundeskunsthalle Bonn eröffnet. Zeitgleich und begleitend erschien dazu die vorliegende Sammlung von Reden und Interviews der großen Choreografin. Anders als das Tanzen war ihr das öffentliche Reden nicht in die Wiege gelegt worden. Doch sie hat es gelernt und bis zur Verleihung des Kyoto-Preises 2007 hatte sie auch darin eine berührende Meisterschaft erlangt.

Pina Bausch galt als schwierige Interviewpartnerin. Doch eher war sie darin sehr wählerisch, mit wem sie ein Interview führen wollte.  War diese erste Hürde genommen strahlte sie in den Gesprächen Warmherzigkeit, Ehrlichkeit, und ernsthaftes Bemühen im Ringen um die richtigen Worte für ihre Kunst und gleichzeitig einen wunderbaren Humor aus. Ähnlich wie in ihren Choreografien, die eben auch eine Suche nach dem Wesentlichen waren.

In den 35 Dokumenten in „O-Ton Pina Bausch. Interviews und Reden“  – dazu zählen Interviews, eigene Artikel sowie Transkriptionen von Filmen und Fernseh-Auftritten – erzählte die Künstlerin von ihrer Kindheit in Solingen, ihrer Tanzausbildung an der Folkwang Schule unter Kurt Jooss und in New York, ihre choreografische Arbeit, über ihre Beziehungen zu den Tänzerinnen und Tänzern des Tanztheater Wuppertal, zu ihren Lebenspartnern und vielem mehr. Ein köstliches Highlight ist die Transkription der einzigen Talkshow, in der Pina Bausch auftrat, ein Gespräch mit dem kürzlich verstorbenen Roger Willemsen in seiner „Willemsens Woche“ (1998). In der Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn ist diese Show auch zu sehen. Dort werden Objekte, Installationen, Fotografien und Videos aus Beständen des Pina Bausch Archivs gezeigt. Herzstück ist ein Nachbau der „Lichtburg“, jenes legendären Proberaums in einem alten Wuppertaler Kino, in dem Pina Bausch den größten Teil ihrer Stücke mit ihren Tänzerinnen und Tänzern entwickelt hat.

Im Buch zur Ausstellung haben die Herausgeber Stefan Koldehoff und die Pina Bausch Foundation die Texte chronologisch geordnet. Dadurch entsteht eine Art Autobiografie, in der man die künstlerische Entwicklung und deren zunehmende Anerkennung durch die Öffentlichkeit nachvollziehen kann. Den Anfang macht ein Artikel von Pina Bausch in der Programmvorschau der Wuppertaler Bühnen 1973/74. Der letzte Text im Buch, ihre Rede zur Verleihung des Kyoto-Preises 2007, liest sich wie das Resümée der vorangegangene Beiträge. In dieser Ansprache hat sie ihr Leben noch einmal Revue passieren lassen und die Verbindungen von ihrer Kindheit bis in die Gegenwart hergestellt.

„O-Ton Pina Bausch. Interviews und Reden“ ist eine wunderbares Buch, um die große Tanzschöpferin von ihrer persönlichen Seite kennen zu lernen. Der erste Band der Pina Bausch Editions, die einen „dokumentarischen Blick auf die Arbeit von Pina Bausch und ihre Wegbegleiter“ geben wollen, wird durch ein umfangreiches Glossar, ein Werkverzeichnis und eine Chronik ergänzt. Geplant sind in dieser Reihe weitere Publikationen in O-Ton sowie DVDs und Fotobände.

PS: Am 3. April hat Pina Bauschs Stück "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" beim Bayerischen Staatsballett Premiere. Es ist dies die erste LIzenzvergabe eines neueren Werks der Choreografin an eine andere Compagnie.

"Pina Bausch und das Tanztheater", Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, von 4. März bis 24. Juli 2016, von 16. September 2016 bis 9. Januar 2017 im Martin-Gropius-Bau Berlin

„O-Ton Pina Bausch. Interviews und Reden“ Herausgegeben von Stefan Koldehoff und der Pina Bausch Foundation, Redaktion: Magdalene Zuther. Band 1 der „Pina Bausch Editions“, NImbus Verlag, 2016

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