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Es ist das romantische Ballett schlechthin und aus dem Repertoire der großen Opernhäuser und Ballettcompagnien nicht wegzudenken: „Giselle“. Der Inhalt dieses Werkes hat TanzwissenforscherInnen bisher immer wieder zur Auseinandersetzung mit sozial- und genderwissenschaftlichen Aspekten animiert.

Wenig ist bisher über die Choreografie des Balletts veröffentlicht worden. Das Deutsche Tanzarchiv Köln hat nun eine aus den 1860er Jahren stammende Notation von Henri Justament als Faksimile-Ausgabe herausgebracht, die einen neuen Zugang zu der 1841 in Paris zur Uraufführung gelangten Originalversion erlauben könnte. Die bisher bekannten Quellenmaterialien beziehen sich großteils auf das Libretto von Théophile Gautier und Henri Vernoy de Saint-Georges nach einer Geschichte von Heinrich Heine. Auch die neben der Originalpartitur von Adolphe Adam existierende handschriftliche Kopie der Partitur mit Anmerkungen des Korrepetitors, der das Ballett 1842 mit St. Petersburger Ballett einstudierte, bezieht sich vor allem auf den Handlungsverlauf.

Mit Justaments Notation liegt als die einzige choreografische Quelle dieses Balletts aus der Entstehungszeit vor. Anhand seiner handschriftlichen Strichmännchen, Bodenwegen, Anordnungen der Tänzerinnen und Texten lässt sich das Ballett sehr gut verfolgen - und es unterscheidet sich weitgehend von dem, was wir heute auf unseren Bühnen sehen, auch wenn die Inszenierung angeblich dem Original von Coralli/Perrot folgt. Andererseits ist es natürlich auch nicht gesichert, wie viele von Justaments (er war 1868/69 Chefchoreograf an der Opéra Paris) eigenen choreografischen Interventionen in diese Notation eingeflossen sind. Viele Fragen, etwa wie treu diese Notation der Originalchoreografie folgt, bleiben offen. „Dennoch soll hier mit der Publikation von Justaments „Giselle“-Aufzeichnung gar nicht ein bereits erforschter fund präsentiert werden, sondern vielmehr die Forschung durch die Zugänglichmachung der Quelle im Faksimile zur Auseinandersetzung mit dem Fundstück angeregt werden“, beschreibt der Herausgeber Frank-Manuel Peter seine Intention. Er plant dieses Dokument, das das Deutsche Tanzarchiv Köln 2002 auf einer Auktion erwarb, zum Anlass eines Symposiums zum Thema „Giselle“ zu nehmen.
Außerdem hat Peter in diesem Faksimile-Band auch den Text von Therese von Artner "Der Willi-Tanz. Eine slavische Volkssage" aus dem Jahr 1822 publiziert.

Abgesehen vom wissenschaftlichen Nutzen dieses Fundstückes ist es auch eine sehr attraktive Ergänzung für die Bibliothek von Ballettliebhabern. Justaments Zeichnungen sind beredte und zauberhafte Belege über die Kunst der Choreografie und der Tanznotation im 19. Jahrhundert.


Frank-Manuel Peter (Hg): Giselle ou les Wilis. Ballet Fantastique en deux actes. Notation von Henri Justament aus den 1860er Jahren
Erscheinungsjahr: 2008
ISBN: 978-3-487-13830-5

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