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AndreaWie wir gestern erfahren haben, ist die engagierte Kulturjournalistin und tanz.at-Mitarbeiterin Andrea Hein am Freitag im Alter von 71 Jahren verstorben. Wir haben eine wunderbare Kollegin verloren, die über die journalistische Tätigkeit hinaus als Leiterin des Choreographic Center Bleiburg / Pliberk wichtige Akzente für die Tanzszene in Kärnten und in der Alpe-Adria-Region gesetzt hat. 

Tatendrang, Offenheit, Klugheit, Mut, Warmherzigkeit, Durchsetzungskraft und professionelles Engagement sind die ersten Eigenschaften, die mir einfallen, wenn ich an Andrea Hein denke, die mir im Laufe der Jahre eine geschätzte und liebe Freundin geworden ist. Als Kulturjournalistin für die Krone Kärnten war sie in allen Kunstsparten bewandert und belesen, ihr besonderes Interesse aber galt dem Tanz. Darüber schrieb sie immer wieder für tanz.at. Ihre Berichte kamen aus Kärnten, aus Venedig, aus Ljubljana, Salzburg, München, um hier nur einige Stationen ihres umtriebigen Erkundens zu nennen. Andrea schaffte es in ihren kurzen Texten souverän die Essenz einer Aufführung einzufangen und für die Leserin erfahrbar zu machen. 

Konkretisiert hat Andrea ihre Liebe zum Tanz als Gründungsmitglied des Choreographic Center Bleiburg / Pliberk (CCB), das sie von 2011 bis 2018 künstlerisch leitete. Auf sie geht die „Lange Nacht des Tanzes“ zurück, die als Markenzeichen des CCB jedes Jahr abwechselnd in unterschiedlichen Städten Kärntens stattfindet und mittlerweile weit über die Landesgrenzen bekannt ist. Hier brachte die studierte Romanistin nicht nur ihr fachliches Wissen, ihr ästhetisches Urteilsvermögen, sondern vor allem auch ihre umfangreiche soziale Kompetenz ein. „Die lange Nacht des Tanzes“ wurde zur einem Treffpunkt zeitgenössischer Tanzschaffender mit einem Publikum, das vielleicht in diesem Genre noch keine bis wenig Erfahrung hatte. Das Format der Kurzstücke an verschiedenen Orten einer Stadt ist ein niederschwelliges Angebot, das ungezwungene Begegnungen mit bisher Unbekanntem ermöglicht und fördert.

Dass man in einem 70-jährigen Leben viele Hüte aufhat, versteht sich von selbst. So war Andrea auch als (Nachhilfe-)Lehrerin und Übersetzerin erfolgreich. Die Lebensmittelpunkte der gebürtigen Grazerin wurden durch die Dienststellen ihres Mannes, einem Richter, bestimmt: zuerst in Güssing im Burgenland, später in Spittal an der Drau, wo ihre vier Kinder auf die Welt kamen. Die jüngste Tochter, die Tänzerin Anna Hein, führt das Erbe ihrer Mutter im CCB als künstlerische Leiterin der „Langen Nacht des Tanzes“ weiter. 

Doch die Welt der Andrea Hein war nicht durch einen einzigen Ort definiert, dazu war sie einfach zu weltoffen und neugierig. Und doch fand sie in Korsika eine zweites Zuhause, in dem sie im Sommer ihre vielfältigen sportlichen Aktivitäten ausleben konnte.

Als Andrea 2018 einen Schlaganfall erlitt, schien alles aus. Doch sie kämpfte um ihre Lebensqualität, ließ nicht locker in ihrem Bemühen wieder auf die Beine zu kommen. Ein Jahr später schrieb sie für tanz.at über das Gastspiel des Cirque de Soleil. Es sollte ihre letzte Veröffentlichung sein. (siehe Kritik vom 2. April 2019). Und im letzten Jahr schaffte sie es sogar, noch einmal nach Korsika zu reisen.

Unser Beileid gilt Andreas formidabler Familie, ihrem Mann Günter, ihren Kindern und Enkeln. 

Andrea, du lebst in unseren Herzen weiter!