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GerhardCrepazGerhard Crepaz war einer der Pioniere, die nach dem einschneidenden kulturellen Kahlschlag, den das Nazi-Regime und der Krieg angerichtet haben, die österreichische Gegenwartskultur nachhaltig mitgeprägt hat. Gemeinsam mit seiner Frau Maria etablierte er in Tirol beispielgebende Kulturinitiativen und führte sie zu internationalem Ansehen, zum Beispiel als künstlerischer Leiter der Galerie St. Barbara in Hall in Tirol und des Osterfestival Tirol, das seit einigen Jahren von seiner Tochter Hanna geleitet wird.

Gerhard Crepaz war eigenwillig und kompromisslos. Bedingungslos setzte er sich für die Kunst ein, und war dabei Zeiten-übergreifend. Seine Kunstbegeisterung galt mittelalterlichen Gesängen ebenso wie der zeitgenössischen Kunst. Er vereinte einen messerscharfen Intellekt mit einer überaus liebenswürdigen Menschlichkeit. Er ist auch unseren Initiativen im Tanz mit großzügiger Wertschätzung begegnet und hat sie immer unterstützt.

Gerhard Crepaz verstarb unerwartet am 24. November 2021. Unser Beileid gilt seiner Frau Maria sowie seinen Kindern Christoph, Hannah, Lukas und Sarah und ihren Familien

Der folgende Werdegang des Kulturmanagers, Journalisten und Lehrenden stammt aus dem Nachruf auf www.osterfestival.at:

"Ganz nach John Cages Motto „Happy New Ears“ arbeitete er unermüdlich daran, Lust auf das Unerhörte und Ungesehene zu machen – sei es in seiner Tätigkeit als Musikprofessor, Journalist, Kulturvermittler oder künstlerischer Leiter renommierter Veranstaltungsreihen und Festivals.  

Als Journalist arbeitete Gerhard Crepaz u.a. für den ORF, die RAI Bozen, den Bayerischen Rundfunk, den Deutschlandfunk, sowie die Zeitungen Tiroler Tageszeitung, Salzburger Nachrichten, Der Standard und diverse internationale Fachzeitschriften. Er gestaltete zahlreiche Sendungen für Ö1: „Musik hören – Musik verstehen“, „Österreichische Musikgalerie“ sowie die Reihe „Wege zur Neuen Musik”, die mit großem Erfolg ausgestrahlt wurden und mehrere Generationen für zeitgenössische Musik begeisterte. 1974 unterstützte er den Komponisten Joseph Anton Riedl beim Aufbau des Kulturforum Bonn-Center. 

Nach und neben diesen Tätigkeiten arbeitete der „Kulturanimator“ – wie er sich selbst augenzwinkernd nannte – unermüdlich daran, das Land Tirol zum Kulturland zu machen. Für ihn war eine offene Geisteshaltung keine Frage von Provinz oder Großstadt.  

Zeitgenössische Komponistengrößen wie György Ligeti, Karlheinz Stockhausen, Conlon Nancarrow, Steve Reich, Cornelius Cardew, Dieter Schnebel, Klaus Huber, Terry Riley und John Cage waren auf Initiative von Gerhard Crepaz zu Gast in Hall. Heutige Weltstars lud er als noch völlig unbekannte Nachwuchskünstler zum Österreichdebut in die mittelalterliche Kleinstadt ein: darunter das Alban Berg Quartett, Hespèrion XX mit Hopkinson Smith, Larry Alpert, Montserrat Figueras und Jordi Savall sowie Il Giardino Armonico. 

Generationen von jungen Kulturbegeisterten wurden durch seine Arbeit geprägt und zum eigenen künstlerischen Tun ermuntert. Er setzte sich als Programmmacher und Veranstalter früh für die Begegnung von verschiedensten Kulturen ein u.a. mit Formaten wie den „Randfesten” (1972, 1974) und 1989 mit der Gründung von „Musik der Religionen”, das jetzige „Osterfestival Tirol”. 

Von 1992 bis 1995 initiierte Gerhard Crepaz mit „Tanz.Theater.Tanz” das erste zeitgenössische Tanzfestival in Tirol. Auch die Zusammenarbeit unter den lokalen Kulturinitiativen war ihm ein großes Anliegen – u.a. als Mitbegründer der Tiroler Kulturinitiativen / TKI und als Freund und Mentor vieler Kulturschaffender. 

Gerhard Crepaz war überzeugt von der Kraft der Utopie Kunst. Seine Pionierarbeit in Tirol war oft geprägt durch das Ankämpfen gegen Widerstände. Sein Wirken wurde schließlich auch von offizieller Seite gewürdigt: Verleihung des Professorentitels durch den Bundespräsidenten, Österreichischer Kunstpreis für Musik (gemeinsam mit Maria Crepaz), Ehrenbürger der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und Ehrenzeichen der Stadt Hall."