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fw je ne suis pasIm Schlosspark von Schönbrunn beginnen am 14. Mai 2015 die Wiener Festwochen. Zubin Mehta dirigiert die Wiener Philharmoniker. Ob das Wetter dem Titel  „Sommernachtskonzert“ gerecht werden wird, kann nicht garantiert werden. Bis zum 21. Juni liegt  Wien samt Gästen dann jedenfalls im Festestaumel: Oper, Schauspiel, Tanz, Performance, Kino, Konzert (diesmal im Konzerthaus), Installationen, Ausstellungen, Themenführungen. Alles da, für jeden Geschmack und jegliche Vorliebe.

Der Zielgruppe von tanz.at gemäß beschränken wir uns in der knappen Vorschau auf Tanz und Performance und was am Rande so dazu genommen werden kann. Zum Beispiel die niederländische Gruppe Berlin, die zum installativen Spiel mit dem vielversprechenden Titel „Perhaps all the dragons. Horror Vacui“ einlädtt. Wie hier nachzulesen ist, erwartet die „Mitspielerinnen“ (die gar nichts tun müssen, nur schauen und zuhören), eine spannende und auch amüsante Stunde. (Ab 16. Mai, Festwochenzentrum im Künstlerhaus.) fw je ne suis pasn

„Je ne suis pas noire / ich bin nicht schwarz“ behauptet die in Mali lebende doch aus Haiti stammende Künstlerin Kettly Noël. Sie ist zum ersten Mal zu Gast bei den Wiener Festwochen und bringt gleich eine Uraufführung mit. In der träumt sie von einer Welt, in der die Hautfarbe keine Rolle mehr spielt. Als Solistin schöpft sie die Thematik aus ihrer eigenen Biografie. Schon bei ihrem ersten Wien-Besuch im Rahmen von ImPulsTanz 2007 zeigte die Tänzerin / Choreografin, wie exzessiv und radikal sie auftritt. (Ab 5. Juni, Festwochenzentrum im Künstlerhaus.)

fw pieter benjaminLiebhaberinnen von komischen Figuren und Slapstick werden mit Pieter Ampe und Benjamin Verdonck ihre Freude haben. Sie wollen gar nicht verstanden werden, nennen sie doch ihr Duett: „We don’t speak to be understood“. Der Theatermacher Benjamin Verdonck hält seine Heimatstadt Antwerpen in Atem; der Tänzer und Choreograf Pieter Ampe arbeitet etwas stiller. Als Duo treten die beiden zum ersten Mal auf. Mit Vivaldi stolpern und tanzen sie durch die Vier Jahreszeiten, machen sich ihren eigenen Schneesturm und spielen das Glöckchenkonzert. Oder versuchen es wenigstens. Pieter Ampe tanzt gern im Duo, etwa mit Guilherme Garrido mit dem er 2009 im Rahmen von ImPulsTanz ein „Still Difficult Duet“ gezeigt hat. Außerdem tritt er immer wieder in in Anne Teresa de Keersmaekers Stücken auf. (Ab 6. Juni, brut.)

Der südafrikanische Schauspieler Wessel Pretorius ist Boet, ein afrikanischer Jugendlicher, der sich nach Liebe und Verständnis sehnt und sich in die Poesie flüchtet, um im absurd-komischen Irrenhaus, das man Familie nennt, nicht unter zu gehen. Pretorius spricht in seinem Stück „Ont- / undone“ (ont ist das Afrikaans Präfix für un-) Afrikaans. Die englischen Übertitel wird man vor allem bei den Versen nicht benötigen, Poesie wirkt auch durch den Klang der Silben. Für dieses Solo erhielt der Performer beim südafrikanischen National Arts Festival 2014 den „Gold Ovation Award“. (Ab 11.6. Festwochenzentrum im Künstlerhaus.) fw ont- undone

„Samedi détente“ war eine samstägliche Radiosendung in Ruanda, der Heimat der Sängerin / Tänzerin Dorothée Munyaneza in einer glücklichen Zeit. Sie war zwölf Jahre alt, als 1994 Ruanda in Blut versank und sie nach Europa flüchten musste. Zwanzig Jahre danach, blickt sie den Dämonen der Vergangenheit tanzend und singend in die Augen und versucht das Unsagbare auszusprechen. Begleitet wird sie von der ivorischen Tänzerin Nadia Beugré und dem französischen Musiker Alain Mahé. (Ab 18. Juni, Festwochenzentrum im Künstlerhaus.)

Mit 20 Menschen aus Wien wird der junge niederländische Choreograf Jan Martens in einem Workshop eine Performance erarbeiten, die zwar inszeniert ist, aber dennoch spontan und live entsteht. Der Titel von „The Common People. A Composition of First Encounters“ sagt schon alles: Zu sehen wird ein Puzzle von ersten Begegnungen, Blind Dates also, von zwei Darstellern, die einander nicht kennen. Die Wiener Edition des Langzeitprojekts ist ein Work in progress, das erst 2016 fertig gestellt werden wird, wenn Martens seine in mehreren Städten gesammelten Erfahrungen zur Uraufführung bringt. (18., 19. Juni, Tanzquartier, Halle G. Neugierige melden sich bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

fw samedi detenteIm Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus wird nicht nur zu fixen Zeiten getanzt und gesungen, es soll das Wohnzimmer und die Partylounge der Wiener Festwochen sein. Premierenfeiern, Lesungen, Künstlergespräche, Buchpräsentation und auch die Tageskasse – im Zentrum ist immer etwas los und ab 10 Uhr darf täglich an der Cafébar auch der Leib gelabt werden. Die einzelnen Ausstellungsräume eigenen sich nicht nur für Performances, auch das Liegekino findet statt und doch sind auch all die anderen bereits bekannten Spielorte (vom Akademietheater bis zum Volkstheater) aktiv.

Wiener Festwochen 2015, 14. Mai bis 21. Juni. Tageskassa im Festwochenzentrum im Künstlerhaus, Karlsplatz.