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steir.herbst annelivyoungAuch heuer wirbt der steirische herbst mit einem Motto, über das nachzudenken sich lohnt. „I prefer not to … share“, angelehnt an Hermann Melvilles Verweigerer Bartleby: Ich möchte nicht … teilen. Muss aber sein, denn auch  Performance und Tanz werden geteilt. Zwischen Künstlerinnen und Publikum.

Teilen, das hat viele Aspekte, nicht nur unsere Wohlergehen sollen wir mit anderen teilen, auch unsere Erfahrungen, Vorlieben, ja unser ganzes Profil von außen und innen. Die sozialen Netzwerke fordern uns immer wieder dazu auf. Also teilen wir hier mal, was im steirischen Herbst an Tanz und Performance so geboten wird.

Die Eröffnung ist schon in den vergangenen Jahren ein Ereignis mit Körpern gewesen und so ist es auch heuer: Die bereits legendäre Need Company unter Jan Lauwers und Grace Ellen Barkey gestaltet die Ouvertüre mit einer Performance-Nacht: „All Tomorrow’s Parties I + II“ bietet in einer eigens auf die Stadt Graz zugeschnittenen Multimedia-Produktion ein über Stunden zelebriertes Happening. Teil II, um 22.30 Uhr, darf, um Erschöpfung vorzubeugen, bei freiem Eintritt mit anderen geteilt werden.

Maria Hassabi, geboren in Zypen lebend in New York, zeigt mit fünf Performern eine / die „Premiere“. 70 Minuten lang zeigen die fünf Körperskulpturen nur minimale Veränderungen, aber so manche Überraschung. Eine Meditation über Veränderung und ein Spiel mit Erwartungen. „Einen Platz zur Entspannung“ sucht die schwedische Künstlerin Gunilla Heilborn mit ihrem Stück „Gorki Park 2“. Richtig, da gabs mal einen spannenden Film (nach einem gleichnamigen Roman) über den Kalten Krieg, den Park gibt es auch und den Autor Maxim, nach dem er benannt ist. Heilborn teilt ihre Assoziationen, vielleicht auch Erinnerungen mit, denn ein Großteil des Films wurde in den frühen 1980er Jahren in Stockholm, Heilborns Heimatstadt, gedreht.

Die Österreicherin Christine Gaigg bringt mit ihrer Company „2nd nature“ eine Uraufführung in den „Dom im Berg“ auf dem Grazer Schlossbergplatz. steir.herbst gaigg„May be the way you made love twenty years ago is the answer?“ fragen die TänzerInnen. Kann sein, dass zwanzig Jahre davor auch die Liebe eine andere war.

Keine Fragen stellen Boris Charmatz und Ann Liv Young, die überlassen sie den Zuschauerinnen. Selbst sind sie mit Verdauungsproblemen beschäftigt.  „manger“ – „essen“ heißt das Stück, in dem Charmatz mit 14 TänzerInnen den bitteren Alltag hinunter würgt. „Elektra“ stellt die Extremkünstlerin Anne Liv Young auf die Bühne. Klassisch, die Rolle, kultig die Darstellerin. Und zum Abschluss, nicht des steirischen herbstes, denn der bietet noch viel mehr aus allen Kunstsparten, aber in dieser Vorschau, kommt auch noch Batman. Jörg Albrecht und Gerhild Steinbuch sind enttäuscht: „You’re not the same, Batman“ werfen sie in ihrer Textperformance dem Fledermausmann vor. Obwohl beide Wort-Künstler sind, haben sie keine Scheu sich an die Rampe zu stellen und bedienen sich natürlich auch der filmischen Dokumente, deren es vom 1939 als Comicfigur geborenen Helden genügend gibt. Weil es um die wahren Wurzeln der Figur geht, findet die Vorstellung im Volkskundemuseum statt.

steirischer herbst, 26. September bis 19. Oktober 2014, Graz und Umgebung. Das ausführliche Programmheft kann kostenlos bestellt werden.