Hauptkategorie: Kritiken

fille iconIn den letzten beiden Vorstellungen von „La fille mal gardée“ hat Jakob Feyferlik wieder die Rolle des Colas verkörpert. Dabei machte er neben seiner erfahrenen Partnerin, der Ersten Solistin Liudmila Konovalova nicht nur ausgezeichnete Figur, sondern überzeugte sie charmant in sein Rollenspiel einzusteigen. Das Zusammenspiel der beiden wurde blendend unterstützt von Eno Peci als Witwe Simone und Richard Szabó als Alain.

Derart natürlich und gelöst hat man Liudmila Konovalova selten gesehen. Die erstklassige Ballerina tendiert als Bravourtänzerin manchmal zu Manierismen, die sie aber diesmal völlig vergaß. Auch bei der schwierigen Choreografie mit ihren gefinkelten Balancen und  folkloristischen Bänderarrangements ging sie ganz in ihrer Rolle auf – dass sie alle ihre Variationen punktgenau und brillant tanzte, ist bei ihr wohl selbstverständlich. Jakob Feyferlik ist in die Rolle des sympathischen Bauernburschen Colas richtig hineingewachsen. Ganz Danseur noble umgarnte er seine Auserkorene mit Eleganz und galant-verspielter Zuneigung. Manchmal schien ihm dabei das Temperament durchzugehen und bei der einen oder anderen Tour verfehlte er den sauberen Abschluss. Hier fehlt dem jungen, hochbegabten Tänzer noch ein wenig die souveräne Technik, die er als Solist braucht.Fille 2

Eno Peci ist als Witwe Simone begeisternd und versteht es immer wieder sich als Mittelpunkt des Geschehens zu positionieren. So schön wie Peci kann sich sonst keine(r) über die Eskapaden von Lise echauffieren, und so war es auch nicht verwunderlich, dass ihm diese Spielfreude beim Holzschuhtanz einen speziell herzlichen Sonderapplaus einbrachte. Mit Alain in der Interpretation von Richard Szabó kann man nur Mitleid haben: Auch wenn er sich noch so tollpatschig und dreist durchs Leben schlägt, so bleibt er dabei doch auch ein liebenswerter Narr.

Wie  immer leitete Simon Hewett das Orchester sicher durch die ländlichen Weisen von Ferdinand Hérold bzw. des Arrangeurs John Lanchberry. „La fille mal gardée“ war auch in dieser Saison zu Recht ein Publikums-Favorit. Bleibt zu hoffen, dass es in der nächsten Saison wieder das Vergnügen haben wird.

„La fille mal gardée“, letzte Vorstellung dieser Saison am 27. Februar 2017 in der Wiener Staatsoper