Hauptkategorie: Kritiken

Bgl TanzkonzertDie Kulturabteilung Burgenland hat 2016 zum „Jahr der kulturellen Vielfalt“ erklärt und dafür eine Reihe von künstlerischen Initiativen zur Mitwirkung eingeladen. Die Landesgalerie Burgenland präsentierte interkulturelle Positionen in der Ausstellung „Andersow und hier“. Dort initierte D.ID Dance Identity ein Zusammentreffen des Tänzers Simon Mayer mit oberösterreichisch-alpinen Wurzeln und des slowakischen Roma-Musikers Karol Vontszemü.

Mit „Sun Beng Sitting“ und „Sons of Sissy“ auf Grundlage österreichischer Folklore hat Simon Mayer seinen künstlerischen Durchbruch geschafft. Der Abend in der Landesgalerie Eisenstadt war gegenüber diesen Kreationen deutlich konventioneller aufgebaut, so behielten die beiden Performer etwa immer brav ihre Kleider an.

Die Annäherung der beiden Kulturen mündete jedenfalls in einem mitreißenden Konzert mit „2 Geigen. 4 Füßen. 2 Herzen“. Nicht nur ist Karol Vontszemü ein grandioser Geigenvirtuose, auch Simon Mayer erweist sich auf der Geige als ein mehr als passabler Instrumentalist und taktsicherer Begleiter. In den tänzerisch-musikalischen Reigen haben die beiden ein Interview eingebettet, in dem sie über ihren Weg von der Volkskultur zur Klassik und wieder zurück plaudern. Simon Mayer war Mitglied er Wiener Staatsopernballetts, bevor er sich im zeitgenössischen Fach umorientierte und (auch) zum Choreografen wurde. Karol Vontszemü spielt bei den Philharmonikern Bratislava. Und ein bisschen Volkskulturkunde ist auch dabei: Etwa, dass Karol den Begriff „Zigeunermusik“ statt dem politisch korrekten „Roma-Musik“ lieber hat. Mayer, der den Csardas in der Ballettschule als Zigeunertanz kennenlernte, erfährt nun, dass es sich dabei schlicht um einen ungarischen Volkstanz handelt. Wie er (als Charaktertanz der klassischen Schule) aussieht, gibt er mit drei weiteren Kollegen der Ballettschule zum Besten, begleitet von Karol und seinem Zymbal spielenden Vater. Und weil es ein „biografisches Konzert“ ist, gesellt sich auch Mayers Vater mit der Gitarre dazu – ganz im Spirit traditioneller Hauskonzerte. Dabei wird ein Alpinjodler mit Zigeunerklängen verschmolzen und kulturelle Unterschiede fusionieren zu einem neuen Ganzen. Den Ansatz, den Mayer und Vontszemü für diesen Abend gefunden haben, rechtfertigt auch den Titel „Zurück zur Liebe“, denn die sympathischen Tänzer/Musiker erobern spielend die Herzen des Publikums, das am Ende der Einladung zum Tanz höchst enthusiastisch folgt.

Simon Mayer & Karol Vontszemü „Zurück zur Liebe. Ein biografisches Tanzkonzert“ am 10. November 2016 in der Landesgalerie Burgenland im Rahmen der Initiative „Jahr der kulturellen Vielfalt“ in Kooperation mit D.ID Dance Identity