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ravemachine1Bereits seit einiger Zeit sind Doris Uhlichs Untersuchungen energetischen, körperlichen Zuständen gewidmet, die vom unbeirrbaren Techno-Beat hervorgerufen werden. In der ersten Arbeit der Rave-Serie experimentierte sie mit einer Rüttelmaschine, im zweiten Stück wendete sie die Methode auf eine Gruppe von Tänzern an. Ihre dritte Anordnung zu dem Thema  ist das Duo "Ravemachine" mit dem körperbehinderten Tänzer Michael Turinsky, der in dieser Performance über seine Grenzen hinauswächst.

Den Körper in Ekstase bringen, ihn mit Energieaufladung durch Techno-Musik zu „fluten“, lautete die Ansage der gefeierten Choreografin an Turinsky. Und dieser ließ sich voll und ganz darauf ein. In der Anfangsszene speit der Rollstuhl Rauch, während Doris Uhlich es an den Reglern wummern lässt, ein Background-Sound der auf Grundlage der Rollstuhlgeräusche gesampelt ist. Unaufhaltsam lässt sich der Tänzer in Bewegungen versetzten. Die Beats pushen ihn in den aufrechten Stand, lassen ihn in die Knie gehen, oder auf den Boden gleiten. Er unterwirft seinen Körper dem Techno-Rhythmus, mit größtmöglicher Kontrolle. Ihm zuzusehen ist ein spezielles Erlebnis: Er lässt uns teilhaben an seinen geballten Anstrengungen den Körper in einen energetischen Ausnahmezustand zu bringen.ravemachine2

Doris Uhlich verlässt hingegen kaum ihre Komfortzone. Ihre Bewegungen werden auch von den pinken Stiefeln mit überdimensionalen Plattform-Sohlen kaum eingeschränkt, und die Moves, mit denen sie Turinskys Bewegungen imitiert, ondulieren leicht und locker aus ihrem Körper. Während er mühevoll einen mechanischen Rollstuhl zerlegt und das Rad kraftvoll in die Ecke schleudert, düst sie hurtig mit dem elektrischen Gerät über die Bühne. Es ist ein Unterschied zwischen Form und Content. Während er eine Bewegung mit mentaler Konzentration erfüllt, gibt ihr Körper ihr mit Leichtigkeit Form.

ravemachine3In Momenten der Stille wird die Begegnung intimer: Uhlich und Turinsky auf dem Boden sitzend oder liegend, einander berührend und umarmend – bevor der unerbittliche Beat wieder loslegt. Die Performance bleibt ganz der körperlichen Ebene verhaftet, und diese erfordert die ganze Aufmerksamkeit des Tänzers. Erst wenn sich am Ende die beiden in einer Ballett-Position aufeinander zubewegen, blitzt auch etwas von dem Humor durch, den man sowohl aus Uhlichs als auch Turinskys eigenen Arbeiten kennt.

Doris Uhlich „Ravemachine“ am 21. Oktober 2016 im brut . Nächste Vorstellung am 24. Oktober.