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tanzgalaEin Fest für die Bühne, ein Fest für den Tanz, ein Fest für 14 Jahre Ballettdirektion – oder: In einem ehrwürdigen, im „schönsten Opernhaus Österreichs“ (O-Ton Darrel Toulon) ist Platz für viel künstlerische Breite; Bühnen-Tanz ist, wenn Bewegung Augen öffnet; ein Theater-Tier (Zitat Toulon: „Ich bin ein …“) ist, wenn auch am Ende einer kreativen Leitungs-Position das Feuer dafür brennt wie zu Beginn.

Ein Fest ist, wenn der scheidende Ballettdirektor das Publikum an diesem dreistündigen Abend im voll besetzten Haus noch einmal mitnimmt auf eine qualitativ hohe, weitere Begegnung mit der Vielfalt von Tanz zwischen Spitze und Break zu Musik von Bach bis Pust, eine zeitgenössische norwegische a capella Gruppe.

Der Programmreigen bot die Möglichkeit, Highlights des in dieser Saison von der Tanzkompanie der Oper Graz Gebotenen nochmals zu erleben. Gleichzeitig wurde vorgeführt, mit welch unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen respektive Choreografen gearbeitet wurde: mit Größen wie Ricardo Fernando („Tangata“), mit den Gewinnern des Tanzproduktionspreises „No Ballet Competition“ 2013 Guido Sarli & Manuel Rodriguez und ihrem “Outward“, das in der von der Kompanie hochkonzentriert gebotenen Version auf der großen Bühne von besonderer Brillanz war; und mit dem Gewinner von 2014: Soo dong Jung; aber auch mit dem vielversprechenden jungen Tänzer-Choreografen Michael Munoz aus der Grazer Kompanie und seinem Ausschnitt aus „Unleashed, the tale oft he treeman“. Selbstverständlich durfte auch eine Chef-Sache nicht fehlen, und dafür bot die überaus schwungvoll präsentierte Danza Final aus „Malambo“ auch einen passend temperamentvoll-explosiven Abschluss des Abends.

Doch auch schon bei den auf den Abend klug verteilten Sequenzen mit „regional“ verankertem Hintergrund reicht Toulons Blick über die Opernhaus-Rampe hinaus: Präsentierte er doch auch einen Ausschnitt aus einem auf der rechten Mur-Seite (die immer noch als der sogenannten Hochkultur fernen Stadtteil gilt) realisierten Community Dance Projekt: das denkanregende, erfolgreiche „Through the Open Door“, das derart auch in diesem Rahmen berechtigt seinen adäquaten Platz fand

Dass Toulons Weit-Blick seit Jahren in Bezug auf internationale Tanz-Größen einerseits und Trends im weltweiten Tanzgeschehen andererseits dem Grazer Publikum einen Einblick in Tanz-Entwicklungen verschafft, wurde ihm nicht nur immer wieder schon sehr gedankt, sondern bot auch bei dieser Gala und besonders auch für die Stadt Außergewöhnliches:

Der Bogen spannte sich vom Spitzentanz in einem Pas de Deux eines George Balanchine über ein Beispiel der Grundsätzlichkeit von Dekonstruktion eines William Forsythe. Mit hochästhetischer Dynamik wie tiefer Emotionalität berührten Ana Rocha Nene und Brendon Feeney vom Ballett Theater Hagen mit „Voices“, faszinierten mit ausdrucksstarkem, modernem Ballett Courtney Richardson und Istvan Simon vom Semperoper Ballett Dresden, überraschten mit ihrer kraftvollen Eigenart Eldad Ben Sasson und Michael Getman in „Face to Face“ und zogen mit der Vielzahl angesprochener Kommunikationsebenen in ihren Bann.

Dass der in Graz schon mehrfach begeisternde James Wilton dieses Mal auch seine Company vorstellen würde, erhöhte die Spannung; verstärkt durch das Wissen, dass sie zwei Tage zuvor vor ausverkauftem Theater in London aufgetreten waren. Dass der gezeigte Ausschnitt von „Last Man Standing“ ein Höhepunkt derartiger Qualität sein würde, war dennoch nicht vorhersehbar: ein Fliegen im Fluss, leichtfüßigst, mit emotionaler Explosion in Hochgeschwindigkeit – so der Versuch eines In- etwa -verbalen -Nachempfindens des Erlebten.

Qualität ist nicht immer vergleichbar, die soeben angedeutete und die der „Dancefloor Destruction Crew“ schon überhaupt nicht, aber dass ihr „Breakdance in Lederhosen“ – ja, auch so etwas hievt Toulon auf die Opernhaus-Bühne – eine ungewöhnliche, außergewöhnliche Qualität hat, ist Tatsache.
Apropos Überraschungsvolltreffer: Dass sich Toulon selbst hier einreiht, schuldet er seinen mehrfachen Talenten, seinem „Dankeschön“ an das Grazer Publikum zum Abschied: „Let me sing a love-song for you“ und tat’s mit Bravour; nach einiger Zeit im Duett mit der großartigen Carin Filip?i?, unterstützt von musikalischen Wegbegleitern vom Kaliber eines Reinhard Ziegerhofer und Boris Mihaljcic; nicht zuletzt und während des gesamten Abends musikalisch kongenial begleitet von Dirigent Marius Burkert.

Dass Darrel Toulon in seinen 14.Jahren als Ballettdirektor zahlreiche Türen geöffnet und derart vieles in Bewegung gebracht hat, das wurde an diesem Abend nochmals nachhaltig sichtbar, verfestigt sich damit allerspätestens jetzt.

6. Internationale Tanzgala am 9. Mai 2015 im Opernhaus Graz

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