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brut rabtaldirndln rania-moslam 2In ihrem neuen Programm beschäftigen sich die fröhlichen Rabtaldirndln aus der Steiermark mit der Landflucht, den Begriffen Stadt und Land und suchen nach der Heimat. „Du gingst fort“ ist ein ebenso unterhaltsamer wie klug aufgebauter Abend, der nicht nur in brut-Chef Thomas Frank sanfte Herzstiche ausgelöst hat. Wer wird schon gern darauf hingewiesen, dass er als Landei durch die Großstadt wackelt.

Sie können einen Gstampften tanzen und dazu juchzen, sie singen (zu Herzen gehende Schlager), streiten, weinen, lachen und beschäftigen sich auf komische Weise ganz ernsthaft mit den Dissidentinnen, jenen, die die dörfliche Heimat (ist auch nur ein Wort) verlassen, um ihr Glück in der Stadt zu suchen. Die Rabtaldirndln legen ihre Finger in alle möglichen Wunden, vor allem die der Frauen (auf dem Land) und streicheln sanft darüber. Heilung könnte möglich sein.

In ihrem „Fahndungsformat“ bemühen sich die Frauen, in Kartons mit angedeutetem Dirndlkleid (Waschdirndl, ohne Bluse) steckend, die Gründe für das Fortgehen von Schwester und Tante, Freundin und dem Josef zu finden. Bevor das neue Stück entstanden ist, haben sie in Stadt und Land recherchiert und Zitate gesammelt. Geschickt wechseln die Dirndln zwischen Eigenwerbung und Selbstdarstellung und ihren erdachten Figuren, die ganz offiziell mit Mikrophon sprechen. Nicht nur die Flucht aus der dörflichen Enge – einerseits Kontrolle, andererseits auch Wärme und Gemeinschaft – wird behandelt, auch das Leben im künstlerischen Kollektiv der Dirndln. Jede will die Beste, Einzige sein, jede giert nach Anerkennung. Damit sind sie weder in der Stadt noch auf dem Dorf allein. Es gilt, das Landei auf dem Scheitel zu tragen und die Balance zu halten. Nicht nur zwischen Stadt und Land. brut rabtaldirndln2 rania-moslam 6

Bei einer Premiere ist meist noch nicht das endgültige, zurecht gebürstete Stück zu sehen. In der Spielpraxis werden die unnötig zerdehnten „Zitate“, die gegen Ende des mit Spontanität, Engagement und einigem technischen Raffinement gespielten (getanzt und gesungenen) Abends für eine kurze Flaute sorgen, sicher schrumpfen und dem Stück mehr Dichte geben. Dann ist auch dieses musikalische Tanz-Theater ganz im Stil der Rabtaldirndln eine ernsthafte Komödie, die von den Darstellerinnen ebenso viel erzählt wie von jeder und jedem im Publikum.

„Du gingst fort“, Die Rabtaldirndln (Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond und Gudrun Maier; Dramaturgie und Ausstattung: Georg Klüver-Pfandtner, Konzept und Umsetzung gemeinsam mit Ed. Hauswirth; Technik: Nina Ortner), Uraufführung am 25. Februar 2015, brut im Künstlerhaus.
Weitere Vorstellungen: 26., 27. 28. Februar 2015. Im Anschluß an die letzte Vorstellung gibt das Schlagerduo „Marianna und Sonja“ (Rosi Degen, Gudrun Maier), einen Abend aus der Juke-Box.