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meltingdanceNur ein Leben ist nicht genug. Christina Nikolaidis-Strommer, künstlerische Leiterin der MELTING – dance & art Companie, fragt in ihrem Debüt im Muth-Theater „..between the lives …“ nach dem Mehrwert in einem Leben voller Verpflichtungen. Ihr Ensemble - sieben Performerinnen und ein Performer – ist nicht aus einem Holz geschnitzt. Doch das hat System.

Fusion. Die Tänzerinnen wirken getrieben. Ihre schwarzen Business-Jacken tragen sie über weißen Blusen, aber verkehrt herum geknöpft, während sie einem unbekannten Ziel entgegenhetzen. Die Jackett-Krägen, die bis zum Hals reichen, scheinen die Luft abzuwürgen. Man kann ausatmen, als sie sich der Jacken und damit der Zwänge entledigen, Stück für Stück freier werden, mit den vielfältigen Rollen, die das Leben abverlangt, zu variieren und zu spielen beginnen. Inspiriert wurde die Arbeit, als Nikolaidis-Strommer im täglichen Verkehrsstau steckte und sich ihr Bilder von einem Hamsterrad, in dem das menschliche Dasein gefangen zu sein schien, aufdrängten. „Ich wollte, dass ProfitänzerInnen  und Amateure in der Company zusammenarbeiten, und dass wir das Stück gemeinsam entwickeln.  Diese Vielfalt, so dachte ich mir, ist eine große Bereicherung und fördert die Kreativität jedes einzelnen und der gesamten Gruppe. Außerdem  war mir wichtig, jüngere und ältere Performer zusammenzubringen, aus möglichst vielen verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen beruflichen Backgrounds.“

Sich selbst spielen. Die Company besteht aus  22 Mitgliedern aus zwölf Ländern. Es ist kein homogenes Ensemble, die Tänzer und Tänzerinnen sind  im Alter von 22 bis 67 Jahren und zum  größeren Teil Amateure.  Die einzelnen Darsteller bringen  auch Persönliches aus ihrem Leben ein,  was zum Teil gut funktioniert. Was sich tänzerisch zu einem aus vielen verschiedenen Bewegungssprachen zusammengesetzten Gesamtbild fügt, fällt sprachlich das eine oder andere Mal jedoch aus dem Rahmen.  „Sich selbst spielen“, wie gewünscht war, scheint den Bühnen-Profis in der Runde, darunter Choreografin Lucia Ricelli, Alicia Bonitch und Nahoko Fort-Nishigami, deren trainierte Körper und Gesichter feineren Ausdruck erlauben, leichter zu fallen, als den Bühnen-Neulingen. Wobei die junge Tochi Ugbor beispielsweise schon ein sehr professionelles Maß an Bühnen- und Rollenpräsenz mitbringt.

Hervorzuheben ist die musikalische Gestaltung durch Julie Anastassiou, die aus eigenen Kompositionen ebenso wie Bearbeitungen u.a. von Philipp Glass und Kronos Quartet besteht. Ebenso überzeugt die einfache, aber effektive Bühnen- und Videogestaltung (Lucia Ricelli und Christian Kremsner).

MELTING – dance & art, Christina Nikolaidis-Strommer, „…between the lives..“, Muth, 11.10.2014, www.muth.at , www.meltingdanceart.com