Hauptkategorie: Kritiken

Das Leben inspiriert Les SlovaKs Dance Collective zur Kunst

Opening Night, Posthof Linz, 27.03.2010

Im zarten Alter von fünf Jahren standen Milan Herich, Anton Lachky, Milan Tomasik, Peter Jasko und Martin Kilvady bei einem slowakischen Volkstanzfest auf der Bühne. Seither sind sie sich in ihren Tänzerkarrieren immer wieder begegnet. Sie absolvierten ihre Tanzausbildung in der Schule von Anne Teresa de Keersmaeker P.A.R.T.S., tanzten in Compagnien wie Rosos, Ultima Vez und Akhram Khan. Auch ihr Leben verwoben sie in einer Wohngemeinschaft miteinander. Nun machen sie die gemeinsamen Erfahrungen unter dem Namen Les SlovaKs Dance Collective zu einer Performance.
Beim Publikumseinlass stehen sie bereits am vorderen Bühnenrand und schauen ins Publikum. Dann beginnt die Show mit einem slowakischen Volkslied, begleitet vom Musik Simon Thierrée, der die Tänzer mit Samplern und Geige durch den Abend begleitet. Doch ein Stück in traditionellen Sinn wird diese Collage aus Bewegungscluster, Musik und Spiel nicht werden
Nach dem Liedchen ziehen sich die Tänzer in ein im hinteren Bühnenraum beleuchtetes Viereck zurück, ein weiteres Viereck beleuchtet den Musiker. Da löst sich einer aus der Gruppe und beginnt im Dunkeln zu tanzen, ein weiterer folgt. Die immer dringlich werdende Musik bringt schließlich alle Tänzer in den Raum, der nun allmählich heller wird und das Geschehen steigert sich zu einer tänzerisch-akrobatischen Tour de Force. Und so geht es weiter - Musik und Tanz, improvisiert oder choreografiert, mit Augenzwinkern verschiedene Stile unbeschwert miteinander vermischend, das folkloristische Thema ist dabei mehr oder weniger präsent. Les SlovaKs arbeiten mit roher, ungeschliffener Qualität. Ihre virtuosen Bewegungsarrangements wirken oft amateurhaft, manchmal elegant, dann wieder patschert. Dass das funktioniert, verdanken die ausgezeichneten Mover ihrem Können und ihrer Virtuosität, mit der sie die schwierigsten Stunts so ausführen können, als wären sie ein Produkt des Zufalls. Höchste Risikostufe, wenn sie über die Bühne wirbelnd oft knapp der Kollision entgehen oder einen Kollegen im Pas de cinq manipulieren, als wollten sie ihn auseinanderreißen und der dabei auch prompt - fast - abstürzt.
Les SlovaKs Dance Collective macht aus dem Nichts ein atemberaubendes Spektakel, das mit Bewegungslust und Witz unterhält. Die Struktur des anarchistischen Bühnenwerks bleibt bis zum Schluss offen. Was sich dem Publikum vermittelt ist die von formalen Zwängen befreite Spielfreude der originellen Performer, die ihnen einen hohen Sympathiebonus verschafft. Im Posthof Linz wurden sie mit frenetischem Applaus gefeiert und gaben ein weiteres Volkslied als Zugabe.